Für die Frühlingsferien planten wir einen Trip ins Bouldermekka Fontainebleau. Doch wie so oft in letzter Zeit fielen unsere Pläne ins Wasser. Am Mittwoch wäre das Wetter laut Wetterbericht am Besten gewesen mit einer Regenwahrscheinlichkeit von nur 60 Prozent. So etwas wollten wir uns nicht antun und wir fuhren stattdessen nach Italien ans Meer. Hierhin lockte uns vorallem das Bouldergebiet Varazze, von dem wir doch schon einiges gehört hatten und das in letzter Zeit mit der Wiederholung von Gioia ( Video von Christian Core | Video von Adam Ondra ) auch immer wieder in den Medien war...
Am Montagmorgen sind wir auf dem Weg zum Gioia-Block im Sektor Potala. Kaum haben wir die Pads ausgebreitet, beginnt es zu regnen. Da überall das Wasser herunterläuft, stellen wir unsere Versuche im Krypton ein, obwohl die Leisten noch trocken wären. Nach einer halben Stunde ist die nette Begrüssung vorbei. Zurück bleibt nur ein tropfender Wald und nasse Felsen mit nassen Griffen. So enden unsere ersten Boulderversuche in Italien schneller als gewollt. Am Nachmittag erkunden wir dafür den Sektor. Irgendwann kommt uns die Idee, kurz noch einen Hüpfer ins Wasser zu wagen. Für westeuropäische Weicheier wie uns war es ziemlich kalt, aber wir haben überlebt.
Am Abend bleibt es zwar trocken, aber ein immer stärker werdender Wind weht vom Meer her hinauf. Gegen drei Uhr morgens wachen wir auf. Heftige Böen lassen den Regen auf unser Zelt prasseln und in einem seriösen Kampfeinsatz während des Sturms befestigen wir unser Zelt. Über zwei Stunden lang müssen wir uns von innen gegen die Zeltstangen stemmen, erst in der Dämmerung legt sich der Wind wieder. Am nächsten Morgen weckt uns die friedlich scheinende Sonne, als wäre nichts gewesen. Jedoch stehen längst nicht mehr alle Zelte. Eine Windschutzscheibe ist wegen eines halb umgestürzten Baumes in Brüche gegangen. Nachdem wieder alles mehr oder weniger stabil aufgebaut ist, klettern wir einige schöne Routen im Klettergarten in Le Manie.
Am Mittwoch sind wir wieder zurück in Varazze. Heute ist ein Nationalfeiertag, dementsprechend voll ist der Sektor. Den ersten Boulderer, den wir treffen, ist Christian Core. Er zeigt uns freundlich die beste Lösung für Krypton rasch locker vor. Unsere Lösung wäre gut gewesen. Uns fehlt aber einfach der Strom, um bei diesen schlechten Bedingungen die rutschigen Leisten zu halten. Als die Leisten richtig schwarz werden, ziehen wir weiter, ohne den Boulder geklettert zu haben. Gegen Abend bleiben nur noch wir und zwei Boulderer aus Genua länger. Ein Mann mit zwei Hunden, einer davon ein Rottweiler, wandert die ganze Zeit zwischen den Blöcken herum. Er sagt uns, dass wir die Zigarettenstummel nicht an den Boden werfen sollen, obwohl wir hier gar nicht geraucht haben. Wir kommen mit ihm ins Gespräch und er erzählt uns, dass es hier viel zu viele Leute gibt, die ihren Abfall im Wald liegen lassen. Ihm und einem Kollegen gehört das Land, und darum kontrolliert er ab und zu, ob sich die Boulderer an die Regeln halten. Als wir ihm erzählen, dass wir Schweizer sind, ist er begeistert. Die Schweizer würden noch wissen, wie man mit der Natur umzugehen hat. Er erlaubt uns sogar, in der Nähe des Baches mit dem Schlafsack zu übernachten, damit wir nicht immer von Le Manie mit dem Auto herfahren müssen. Wir finden einen gemütlichen Platz direkt am Wasser. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel, aber heute haben wir Glück.
Am nächsten Tag sind wir die einzigen in Potala. Der Himmel ist immer noch bedeckt. Nach einem Bad im Fluss noch vor dem Frühstück, dass einige mehr geniessen als die anderen, sind wir hellwach. Wir klettern zuerst zwei kurze Boulder an einem kleinen Block bei unserem Schlafplatz. Als nächstes steht ein Boulder auf dem Programm, den wir gestern am Abend gefunden haben und der perfekt aussieht. Die Linie heisst Tempo delle Favole und zieht durch Überhang, wo es nur die Griffe gibt, die auch gebraucht werden. Voll motiviert wollen wir Ciucciati il Calzino probieren. Wir brauchen ziemlich viel Zeit, bis wir eine seriöse Lösung gefunden haben. In allen Videos wird der Boulder ganz anders geklettert, aber unsere Sequenz ist auch lustig. Leider reicht die Kraft nicht mehr, um den Boulder durchzuziehen und wir beschliessen, morgen wieder herzukommen. Als Abschluss für heute klettern wir eine schöne Linie im unteren Teil Potalas. Am Anfang heben wir nicht ab, bis wir endlich ein listig verstecktes Startloch finden. Die Nacht ist klar und kühl, umso wärmer ist es dafür am nächsten Morgen.
Wir wollen gleich zum Starten die fast immer schattige Ciucciati il Calzino durchzupfen, doch schnell müssen wir einsehen, dass es bei diesen Temperaturen wenig Sinn hat. Die Haut ist schon ziemlich dünn und wir schwitzen schon beim Herumstehen im Schatten, so warm ist es. Leider gibt es auch hier keinen Durchstieg, aber wir kommen irgendwann zurück. Manu fällt auch zweimal beim Ausstieg seiner Traverse, nur um zu merken, dass er einen viel zu schwierigen Ausstieg probiert hat. Beim dritten Versuch ist kein Sugo mehr da und auch hier ziehen wir erfolglos ab. Mittlerweile ist es Mittag und so heiss, dass wir das Bouldern aufgeben. Obwohl die Conditions nicht optimal waren, haben wir eine schöne Woche in Italien verbracht. Am Samstag reisen wir wieder zurück. Danke vielmals für die Ferien