Obed und Michi wussten seit dem Besuch vor gut eineinhalb Jahren, dass sie irgendwann mal nach Sobrio zurückkehren werden. Damals planten wir stolz unseren ersten seriösen zweitägigen Klettertrip in eben diesen Klettergarten. Es war dann sozusagen die Geburtsstunde von Serious Climbing. Die Motivation fürs Klettern ist seither nicht kleiner geworden und genau darum hat es uns heute wieder in dieses abgelegene Tessiner Dörfchen verschlagen...
Nach langer Pause ist heute das erste Mal wieder der legendäre Käfer im Einsatz. Zu viert quetschen wir uns hinein und müssen dann auch noch die ganze Fahrt irgendwelche komische Musik ("♬ ♫ Aiaia ♪♪ aiaia ♪ ♬") hören. Tobi ist schon voll motiviert und will eine erste Bouldersession am Kirchturm starten. Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, müssen wir ihn beruhigen und überzeugen, dass wir gleich im Klettergarten sind. Während es oben recht windig ist, liegt die Felswand an einem windgeschützten Platz. Jedenfalls bekommen wir von den gemeldeten orkanartigen Böen praktisch nichts mit. Am Fels weht nur eine angenehme warme Brise und die Sonne scheint, ideale Conditions für einen chilligen Klettertag.
Obed und Michi müssen sich als erste Route der Trenchtown stellen, die sie beim letzten Besuch beide im ersten Versuch klettern konnten. Schnell kommt die Einsicht: Vor eineinhalb Jahren waren wir vielleicht fitter als heute. Obed meint sogar: "Jetzt häts mi scho chli pumpt..." und so etwas von jemanden der sich in den langen spanischen Überhängen zuhause fühlt. Motiviert wenden wir uns nach diesem ersten Effort den "alten Projekten" zu. In der benachbarten Wag the Dog konnten wir damals in der listigen Schlüsselstelle kaum die Einzelzüge, heute klappt es endlich mit dem Durchstieg. Die Bouldersessions haben sich also doch gelohnt. In Ronin muss man nach dem Boulder einen fiesen Mantel durchwürgen und oben fein auf der Platte hinstehen. Ob die Plattentechnik sich verbessert hat, ist ein anderes Thema...
Obed kann nach seriösem Auschecken die Boulderkante Kaja sauber durchsteigen. Währenddessen sind Tobi und Flo am Gas geben und klettern unter anderem auch Trenchtown und Wag the Dog. Michi, heute schon müde vom Bouldertag gestern gestartet, macht schon langsam Feierabend. Flo und Obed wollen gegen Abend die langen Routen im hinteren Sektor auschecken. Doch auf die Schnelle ist hier nichts mehr zu holen. Die Routen haben einen sehr speziellen Stil und sind hart bewertet. Chris, den wir das letzte Mal im Sommer in Gimmelwald getroffen haben, treffen wir auch hier an und er ist genau derselben Meinung. So brechen wir gegen Abend wieder nach Hause auf, ohne weitere Routen gezupft zu haben. Vor dem Gotthard kommt dann der Stau, mit dem am Ferienende zu rechnen war. Dafür haben wir deswegen genug Zeit, um Flo's Berufung zum Jäger in der Stadt Zürich und andere interessante Themen der heutigen Zeit ausführlich zu diskutieren. Als wir endlich auf der anderen Seite des Berges ankommen, stossen wir auf den gelungenen Klettertag an. Merci.
Nächstes Mal ist wieder die seriöse Kamera dabei...
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