Donnerstag, 20. März 2014

Schattental


Der Winter im Tessin war sehr regnerisch. Mit dem März kam das bessere Wetter und schnell stiegen auch die Temperaturen. Ich war sehr motiviert wiedermal im Schattental zu klettern. Die fantastische Linie von "Nobody ist der Grösste" stand schon seit längerem weit oben auf meiner Liste. Der Stehstart ist für sich schon ein absolut lohnendes Problem. Eine guter Sloper wird beidhändig angesprungen, danach kämpft man sich an den abschüssigen Griffen bis zu einem Topout, bei dem man problemlos noch fallen kann. Der Sitzstart fügt einige schwierige Züge hinzu. Die Crux ist ein langer Blockierer (Bild unten) von einer sehr schlechten Leiste zum guten Sloperband des Stehstarts. In der ersten Session erwischte ich das Sloperband nicht richtig und fiel. Ich dachte, dass ich den Boulder ausgeruht und mit guter Haut schnell abhaken könnte.

Ein anderer Traumboulder im Schattental ist "Midnight Lightning over Ticino", von niemand geringerem als Dave Graham erstbegangen. Das erste Mal hatten wir nicht so viele Pads dabei und ich kannte den Ausstieg nicht. Zwei Tage später war ich zuammen mit Sebastian mit mehr Matten wieder da. Er beruhigte mich auch ein wenig, dass der Ausstieg sehr einfach sei. Von unten sind dort beinahe keine Griffe zu erkennen, es hätte jedoch versteckte Leisten und Löcher. Die Startzüge, die schwierigsten des ganzen Boulders, gelangen mir heute gerade auf Anhieb und zusammen mit mehr Matten und Sebastians aufmunternden Worten konnte ich "Midnight Lightning over Ticino" gleich klettern. Der Ausstieg ist wirklich nicht mehr schwierig, der Boulder gehört für mich zu den besten hier.

"Nobody ist der Grösste" gab ich schnell wieder auf. Die Temperaturen waren für meine Fingerkraft und Haut schon viel zu hoch und ich rutschte aus den Griffen. Wir beschlossen uns Luki und Dani anzuschliessen, die gerade im Flussbett unterwegs waren. Kurz probierten wir erfolglos den Graham One-Mover "Neverland" bevor wir uns zu "Placebo" (Bild unten), auch ein Graham-Problem, aufmachten. Ich kletterte einfach mal drauflos und fiel, da ich im Schlüsselzug nicht den richtigen Griff angesteuert hatte. Sebastian erklärte mir seine Beta und im zweiten Versuch konnte ich den Boulder sauber durchziehen. Am Abend bekam ich Asyl von Dani. Er lieh mir alles aus, was ich zum Übernachten brauchte, da ich nicht geplant hatte, zwei Tage zu bleiben.

Am nächsten Morgen war es beinahe noch wärmer als am Vortag. Im Flussbett kletterten wir einige friedliche Boulder. Dave und Manu konnten beide schnell "River Plate", eine lange Slopertraverse, klettern. Michi holte sich eine seriös erkämpfte Begehung von "Goliath" (siehe Video), in der Thomas ganz knapp beim Schlüsselzug rausfiel. Gegen Nachmittag wollten Luki, Manu und ich "Fairplay" probieren. Dieser kleine Boulder hat für die hohen Temperaturen ziemlich scharfe Leisten. Glücklicherweise konnte ich die Linie gleich flashen und musste mich somit nicht zu lange quälen. Luki hatte schon vom "Placebo" ein Loch im Finger. Manu konnte "Fairplay" und ganz zum Schluss noch "Powerstrips" klettern.

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