Am Ostersamstag kletterten wir im Sektor "L'Éléphant". Die Begrüssung am Vorabend war feucht gewesen und am Samstagmorgen fielen immer noch Regentropfen. Gegen Abend stoppte der Niederschlag und die Felsen trockneten. Erst später haben wir gelesen, dass im "L'Éléphant" der Sandstein besonders weich ist und dieses Gebiet nach Regen gemieden werden sollte. Der Fels ist besonders brüchig, ist er nicht komplett trocken. Der erste Boulder unseres Trips war Le Surplomb du Loup (Bild unten), ein grosser Überhang mit riesigen Henkeln. Obwohl die Griffe im Überhang abgetrocknet waren, fühlte sich die flechtenbewachsene Felsoberfläche oben auf dem Block wie Schmierseife an. Louis und ich wählten den Abstieg auf der Rückseite mit einem grossen Sprung hinunter auf die Matten.
Nach vielen schönen einfacheren Linien fanden wir einen kleinen Überhang mit Fingerlöchern. Beim ersten Zug gilt es von einem Zweifingerloch aus ein anderes Zweifingerloch zu treffen. Manu und ich konnten La Barre Fixe mit dieser Lösung schnell klettern. Ishan probierte vom Start direkt die guten Griffe anzusteuern und holte sich so eine Begehung. Nach diesem ersten genialen kleinen Boulder freuten wir uns auf den nächsten Tag, wenn alles trocken sein würde...
Am Ostersonntag standen die "Franchard"-Sektoren auf dem Programm. Wunderschön ist mir der Hügelzug in Erinnerung geblieben. Bei meinem ersten Besuch in Bleau vor zwei Jahren spazierten wir am letzten Tag vor der Abreise hier durch ohne noch gross zu klettern. Einer der Boulder auf meiner Liste, die ich unbedingt versuchen wollte, hiess Rainbow Rocket (Bild oben). Ohne genau zu wissen, wo sich die "Mur des Carriers" befindet, machten wir uns auf die Suche. Als wir ratlos bei einer Kreuzung standen, trafen wir zum Glück eine andere Gruppe, die uns auf den richtigen Weg lotste. So baute sich plötzlich die eindrückliche Mauer vor uns auf. Ein Schwede, der schon sehr knapp unter die Kante sprang, liess uns mitprobieren. In den ersten Versuchen lernte ich, dass Rainbow Rocket komplexer ist als viele andere Dynos. Sonst genügt es oft, wenn man nur den Willen hat voll abzudrücken, auch wenn sich die Position scheinbar nicht dafür eignet. Rainbow Rocket ist kein kräftiger Dyno, mehr ein reines Bewegungsproblem - wahrscheinlich einer der wenigen Boulder dieser Schwierigkeit, die auch zum Beispiel von einem Parkourathleten ohne kletterspezifische Fingerkraft begangen werden könnten.
Die Kante kam bei jedem Versuch ein bisschen näher, doch ich verstand die Bewegung nicht richtig. Wenn ich mich darauf konzentrierte, voll abzudrücken, litt die Koordination stark darunter. Dani und Ishan konnten sich nicht richtig für den Block begeistern, nur Manu probierte Voltex (Bild oben / Video). Die anderen zog es in Richtung Cuisinière und ich fühlte mich ein wenig gestresst, da ich diesen Dyno unbedingt machen wollte. Plötzlich konnte ich die verbliebenen fünf Zentimeter doch noch überwinden und blieb an der Kante hängen. Ich freute mich riesig, mit Rainbow Rocket (Video) einen meiner Traumboulder klettern zu können. Manu knipste als bekennender Anti-Dynamiker mit Voltex einen seiner härtesten Dynos locker weg.
Den zweiten Teil des Nachmittags haben wir in der "Franchard Cuisinière" verbracht und viele einfachere Klassiker geklettert. Den Mantle von Pas Cool (Bild oben) konnte ich gleich durchwürgen, die linke Variante Paye ton Café fiel uns ein wenig schwerer. Irgendwo in meinen Erinnerungen schwebte mir ein Bild eines Dynos vor und nach einer kleinen Suche fanden wir La Déferlante (Video). Kaum hatten wir die Matten hingelegt, war Basil schon ausgestiegen. Ishan und ich brauchten noch einige Versuche, bis wir ohne Dab ausschwingen konnten. In Contorsion Égocentrique fand Basil eine sehr interessante Lösung: erster Zug mit rechts in den Seituntergriff, dann hoch. Mittlerweile war es schon praktisch dunkel. Nach einigen einfacheren Problemen genossen wir das Abendessen im Gebiet, danke fürs Kochen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen