Mittwoch, 29. Oktober 2014

Sur Gauche

Nach dem ersten Schneefall im Gebirge sind die Felsen am Susten und auf dem Gotthardpass unerreichbar. Ein Boulder, den ich unbedingt klettern möchte, ist Sur Gauche in Wassen. Somit steht das Ziel fest. Die King Line am Block ist sicher "Sur Le Fil", doch für diese Linie muss zuerst noch ein bisschen trainiert werden. "Sur Gauche" ist schon ein beeindruckendes Dach.

Als wir ankommen, ist die Wiese triefend nass. Doch der Fels ist zum Glück trocken, wenigstens dort, wo die Oberfläche sauber ist. Nach einer kurzen Ausstiegsputzaktion und dem Warmup starten wir. Die Cruxleiste fühlt sich sehr aggressiv an und hängt man die Startmoves an, können die Finger noch weniger genau zwischen die scharfen Stellen einsortiert werden. Sanfte, liebevolle Versuche meine Finger langsam mit dem vollen Körpergewicht zu belasten, scheitern kläglich. Mein Schmerzempfinden verbietet mir, in den Griff zu hängen. Nur mit der Aussicht auf einen Durchstieg kann ich diesen Schmerz vielleicht vergessen, darum probiere ich direkt vom Start her. Komischerweise fühlt sich die Leiste mit dem Durchstiegswillen plötzlich ganz gut an und ich falle nur knapp. Die Euphorie ist wieder gross. Im zweiten Versuch klettere ich unkonzentriert. Im nächsten Anlauf erwische ich den rettenden Griff nicht richtig. Nur zweieinhalb Fingerkuppen haben Felskontakt. Ohne eine gute Note für Bewegungsästhetik zu kriegen, würge ich Finger für Finger auf die Leiste (Screenshot unten). Der Ausstieg ist aufgrund der Feuchtigkeit nicht ganz einfach. Ich freue mich sehr über den nicht so schnell erwarteten, cutfreien Durchstieg. Merci für die super Nightsession.

Die Heimreise verläuft ohne Zwischenfälle. Keine Strassensperren, keine Verhaftungen, keine Handschellen. Nicht ein einziger Gewehrlauf, der im Scheinwerferlicht aufblitzt. Friedlich.

Screenshot vom Durchstieg. Das Video von Sur Gauche kommt bald...

Freitag, 3. Oktober 2014

Pfriendler


Nach der Berlin Wall am Guferstock genossen wir heute am Pfriendler wieder eine gemütliche Mehrseillängentour in bestem Fels. Die ersten zwei Seillängen kletterten wir über die "Via Fritz". Die nächsten vier Seillängen folgten wir den Bohrhaken der Route "Tröimli". Die Seillängen sind wirklich ausserordentlich schön und abwechslungsreich. Es gibt Verschneidungen, senkrechte Abschnitte mit riesigen Henkeln und ein lustiger kurzer Spreiz- und Stemmkamin. Der letzte Aufschwung auf dem Grat hält nochmals eine letzte schöne Kletterstelle bereit. Dank unserem späten Aufbruch hatten wir in der Route freie Bahn und waren alleine auf dem Gipfel.

Um wieder von diesem Felszacken herunter zu gelangen, wählten wir den Fussabstieg. Über einen kurzen Felsgrat mit einfachen Kraxelstellen (Sicherungen an Zackenschlingen oder an alten Schlaghaken möglich, wenn gewünscht) erreichten wir die Lücke. Als wir durch die Rinne zurück zum Einstieg kamen, bewachte nur noch ein Steinbock unsere Rucksäcke. Alle anderen Kletterer waren schon wieder abgestiegen. 

Die umliegenden Felszacken im letzten Licht des Tages...

Ein aktuelles Topo findet sich im Filidor-Führer "Steingletscher am Sustenpass".