Sonntag, 31. Juli 2011

Cevio

Die Suche nach dem besten Wetter führte uns heute ins Tessin. Cevio ist einer der Top-Kletterspots im Tessin mit über vierzig schönen Routen. Die Kletterei ist leicht überhängend und sehr abwechslungsreich mit Rissen, Slopern, Leisten und Löchern. Am Nachmittag liegt die Wand im Schatten, der Fels bleibt aber für lange Zeit warm und hat eine schlechte Reibung.


Zum Aufwärmen klettern wir die Route « Ederinik », wobei es bei Michi mit den löchrigen Finken zu einem ziemlichen Gewürge ausartet. Sauber stehen ist bei diesen Routen Pflicht. Also wird der mächtige Testa Rossa ausgepackt, der für diesen Fels zwar fast ein bisschen zu aggressiv ist. Aggressiv ist auch der « Pirat », der sich auf den ersten Metern hartnäckig verteidigt, gegen oben aber immer freundlicher wird. Michi stellt sich dem Kampf mit dem « Widersacher », der in der Mitte eine schöne Boulderstelle bereithält. Obed flasht die Route und Michi kann sie nach einer Auscheck-Session auch durchsteigen.

In « L'amour è Confiture » findet Obed seine Herausforderung. Die Schlüsselstelle ist ein Boulder mit einem weiten Zug an einen Sloper nach gut zwanzig Metern am Ende der Route. Nach einer Spaghetti- und Chill-Pause sind wir mit der Stirnlampe zurück im Klettergarten. Obed kann im Dunkeln « Lady Bon » flashen. Irgendwann kommt das Telefon vom Meister, allgemein bekannt als Flo, den wir durch den dunklen Wald hinauflotsen müssen. Zwanzig Minuten später ist er auch im Klettergarten. Obed gelingt noch die Headlamp-Onsight-Begehung von « Il Bucco » (Bild unten), in der er auf den letzten Metern die Bohrhaken nicht mehr findet. "Zum Glück war's dunkel", meint er. Wahrscheinlich liegt es eher an der fehlenden Glocke am Stand, dass er keine Angst hatte...





Nach dieser strengen Night-Session gibt es nochmals Spaghetti. Die Übernachtung in der Hütte bietet nicht viel Erholung, eher artet sie zum knallharten Kampf um Territorium und gegen böse Insekten aus. Den nächsten Morgen gehen wir gemütlich an. Es ist ziemlich heiss und die Reibung noch schlechter als gestern. Flo schafft trotz diesen widrigen Konditionen beinahe « In Crescendo » im ersten Versuch. Die Hitze wirkt lähmend und es gibt keine grossen Leistungen mehr. Im Herbst bei kühleren Bedingungen wird es uns sicher mal wieder hierhin verschlagen...

Donnerstag, 28. Juli 2011

Rawyl

Wie so oft diesen Sommer zwingt uns das Wetter noch spät am Abend unsere Pläne zu ändern. Überall in der Schweiz scheint das Wetter unsicher, im Wallis soll es am wenigsten regnen. Das Rawyl ist zum zweiten Mal unser Ausweichsziel. Vielleicht das Beste, das es gibt...



Als wir nach der langen Reise im Käfer im Klettergarten ankommen, ist niemand sonst da. Die schöne und steile Route Petit Jeanotte ist super zum Aufwärmen. Flo entscheidet sich für Sinsemilla und wird im Onsight vom gleichen Fluch wie Michi letztes Mal getroffen. Er fällt unglücklich beim letzten Zug. Obed schaut sich Degout et des Couleurs, sein Projekt, das er letztes Mal nicht ganz beenden konnte, nochmals an. Michi will die Route mit dem komischen Namen M12x150 zupfen. Die schweren Meter kommen gerade nach dem Einstieg. Michi fällt kurz vor dem erlösenden Henkel, der Rawyl-Fluch lastet nun schon zum zweiten Mal heute auf uns. Obed lässt sich davon weniger beeindrucken und er kann Degout et des Couleurs sauber punkten. Flo, mit ein bisschen weniger, und Michi, mit ein bisschen mehr Kampf, sind nachher auch erfolgreich in ihren Routen. Wenn man das jetzt liest, hört sich das nach einem recht seriösen Anfang an. Das war aber auch schon alles heute, den Rest des Tages füllen wir mit Essen, Schlafen und Essen...



Ein wichtiges Ereignis ging jetzt aber beinahe vergessen, das ist Obed's Aktion in Disneyland. Er will die Route mal ausbouldern, das läuft recht gut und die meisten Züge klappen auf Anhieb. Was die Disneyland aber von anderen Routen unterscheidet, ist der fehlende Stand. Anstelle dessen hängt dort eine Glocke in der Wand, mit der man den folgenden Abflug ankündet. Flo und Michi freuen sich auf den fetten Abgang und sagen den Countdown an. Nichts passiert. Schwach hört man die Worte "han angscht"... Plötzlich hängt Obed wieder am obersten Express. Wenn er die Route punktet, verspricht er, wird er vom Stand reinspringen...

Zurück beim Auto werden wir mit dem nächsten kleinen Problem konfrontiert. In der Nacht soll es regnen und der Käfer ist definitiv zu klein zum Übernachten. Wir diskutieren alle möglichen und unmöglichen trockenen Schlafplätze vom nassen, beleuchteten und dauerbefahrenen Tunnel bis zum leicht schräg abfallenden Notabflussstollen des Stausees. Im Klettergarten zu übernachten ist für den faulen Sportkletterer auch keine Option, da hierzu nochmals zwanzig Minuten Materialschleppen inklusive Fixseilhangeln inbegriffen wären. Wir beschliessen unser Glück weiter unten im Tal zu suchen und nach kurzer Fahrt finden wir ein unbewohntes Haus mit grossem Vordach. Jemand hat auch schon hier sein Lager aufgeschlagen und auf die Frage, ob unsere Anwesenheit störe, kommt die klare Antwort aus dem Dunkeln: "Ja, darum gehen wir jetzt.". Kurz darauf sind sie ohne viele weiteren Worte verschwunden...



Beim Übernachten erweist sich der Bewegungsmelder als ärgster Gegenspieler. Sogar wenn man sich im Schlafsack umdreht, geht das Licht an und scheint freundlich für ein paar Minuten ins Gesicht. Am nächsten Morgen sind wir trotzdem recht ausgeruht wieder im Klettergarten. Obed drückt sich wie erwartet vor einem weiteren Versuch in Disneyland. Stattdessen klettern wir die kurze Verlaine aux Vents zum Einwärmen, wobei Michi die richtigen Griffe nicht findet. Über seine Lösung mit dem Einfingerloch lachen die anderen beiden nur und fragen, ob er in einer Route dieses Schwierigkeitsgrades solche Züge erwarte... Flo versucht sich im schönen Quergang Grand Public und Obed flasht die Route sauber. Leider neigt sich der Klettertag schon seinem Ende entgegen. Die lange Heimreise steht noch bevor. Nach dem Lötschberg regnet es und bei Bern stehen wir in kilometerlangem Stau. Da wünscht man sich schnell wieder an die schönen Felsen zurück...

Dienstag, 26. Juli 2011

Euphorie

Euphorie heisst Obed's Projekt am Voralpsee. Die Route ist ausdauernd wie alles hier, die Schlüsselstelle ist eine harte Passage an Slopern und seichten Löchern wenige Meter vor dem Umlenker...

Wieder mal sind wir am Voralpsee und wieder mal ist es kalt. Die Bergspitzen sind schneebedeckt und die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Es könnte ein milder Winter sein, Ende Juli 2011. Obed wärmt sich in Lucy auf, ab der Mitte ist kein Gefühl mehr in den Fingern. Der Fels ist kühl, der Grip gar nicht schlecht. Im unteren Teil der Route läuft es gut, dann Schütteln und Fokussieren vor der Schlüsselstelle. Die Sloper halten, von der Leiste geht's weiter ins abschüssige Loch. Die rettende Leiste taucht auf, nur knapp einen halben Meter entfernt. Entschlossen anreissen, nochmals Vollgas. Doch plötzlich rutschen die Finger aus dem Loch. Die Leiste oben noch knapp berührt, dann kommt der weite Flug. Der zweite und der dritte Versuch enden hier. Heute will es nicht klappen mit dem Durchstieg...


Montag, 4. Juli 2011

Sustenbrüggli

Das Sustenbrüggli ist ein schönes Bouldergebiet, mit dem Auto gut erreichbar am Sustenpass gelegen. Ideal für heisse Sommertage, dank der Höhenlage herrschen meistens erträgliche Temperaturen. Den Strassenlärm lässt man schnell hinter sich und kann in Ruhe die schönen Boulder geniessen...

Sonntag, 3. Juli 2011

Grimsel

Endlich mal wieder Bouldern nach fast vier boulderfreien Monaten! Nach einem kurzen Telefon mit Sämi steht das Ziel fest. Die Blöcke am Grimsel rufen, wir sind beide noch nie dort gewesen. Wir sind voll motiviert, Sämi ist nach der letzten Lammi-Session vor einigen Wochen das erste Mal wieder am Fels...

Unsere Erwartungen sind gross, als wir am Grimsel ankommen. Die Bilder im Führer sehen vielversprechend aus. Doch als wir nach dem kurzen Zustieg vor dem Block stehen, bleibt uns zuerst trotzdem nur das Staunen. Der Block ist breit, leicht überhängend, kompakt und es gibt nur wenige Leisten. Perfekt zum Klettern. Unser erster Boulder in diesem Gebiet ist die schöne Kante links. Oben hat es einen weiten Zug an eine Leiste, die man richtig erwischen muss. Weiter geht's mit dem Boulder in der Mitte des Blockes (.⇒ Bild 1.). Der erste Zug ist lang, der Rest ist einfacher. Sämi gelingt der Boulder in wenigen Versuchen, obwohl er in den letzten Wochen kaum Zeit zum Klettern hatte. Die Linie links (.Bild.) , die einem schon auffällt, wenn man den Block von weitem sieht, gehen wir als nächstes an. Die Züge sind kürzer und die Leisten schlechter. Ein super Boulder...

Die Linie ganz rechts (.⇒ Bild 2.) ist deutlich schwerer als alle anderen an diesem Block mit einer sehr feinen Leiste für Mittel- und Ringfinger der linken Hand. Am Krallen dieser Leiste scheitert schlussendlich auch der Durchstieg, mehr Fingerkraft wäre gut... Michi kann nach einigen Versuchen am Block nebenan einen schönen Boulder (.Bild.) mit einem weiten Zug an einen Sloper klettern. Wir spazieren einige Meter zurück zu einem Block mit einem Dyno direkt neben dem Weg. Der Dyno ist nicht sehr weit, dafür gibt es nur schlechte Tritte und der Topgriff ist auch nicht wirklich gut. Samuel glaubt nicht, dass springen notwendig ist und findet tatsächlich eine statische Lösung mit einer schlechten Leiste. Michi erreicht nicht mal die Leiste und entscheidet sich für die dynamische Lösung. So klappt der Boulder schliesslich.

Nach einer gemütlichen Esspause wollen wir nochmals Vollgas geben. Da der Magen ziemlich voll ist, schrauben wir aber lieber eine Stufe zurück und klettern noch einige schöne Boulder. Wir haben einen super Klettertag genossen. Projekte für nächstes Mal hat es noch viele und wir werden sicher mal wieder vorbeischauen.