Donnerstag, 28. Juli 2011

Rawyl

Wie so oft diesen Sommer zwingt uns das Wetter noch spät am Abend unsere Pläne zu ändern. Überall in der Schweiz scheint das Wetter unsicher, im Wallis soll es am wenigsten regnen. Das Rawyl ist zum zweiten Mal unser Ausweichsziel. Vielleicht das Beste, das es gibt...



Als wir nach der langen Reise im Käfer im Klettergarten ankommen, ist niemand sonst da. Die schöne und steile Route Petit Jeanotte ist super zum Aufwärmen. Flo entscheidet sich für Sinsemilla und wird im Onsight vom gleichen Fluch wie Michi letztes Mal getroffen. Er fällt unglücklich beim letzten Zug. Obed schaut sich Degout et des Couleurs, sein Projekt, das er letztes Mal nicht ganz beenden konnte, nochmals an. Michi will die Route mit dem komischen Namen M12x150 zupfen. Die schweren Meter kommen gerade nach dem Einstieg. Michi fällt kurz vor dem erlösenden Henkel, der Rawyl-Fluch lastet nun schon zum zweiten Mal heute auf uns. Obed lässt sich davon weniger beeindrucken und er kann Degout et des Couleurs sauber punkten. Flo, mit ein bisschen weniger, und Michi, mit ein bisschen mehr Kampf, sind nachher auch erfolgreich in ihren Routen. Wenn man das jetzt liest, hört sich das nach einem recht seriösen Anfang an. Das war aber auch schon alles heute, den Rest des Tages füllen wir mit Essen, Schlafen und Essen...



Ein wichtiges Ereignis ging jetzt aber beinahe vergessen, das ist Obed's Aktion in Disneyland. Er will die Route mal ausbouldern, das läuft recht gut und die meisten Züge klappen auf Anhieb. Was die Disneyland aber von anderen Routen unterscheidet, ist der fehlende Stand. Anstelle dessen hängt dort eine Glocke in der Wand, mit der man den folgenden Abflug ankündet. Flo und Michi freuen sich auf den fetten Abgang und sagen den Countdown an. Nichts passiert. Schwach hört man die Worte "han angscht"... Plötzlich hängt Obed wieder am obersten Express. Wenn er die Route punktet, verspricht er, wird er vom Stand reinspringen...

Zurück beim Auto werden wir mit dem nächsten kleinen Problem konfrontiert. In der Nacht soll es regnen und der Käfer ist definitiv zu klein zum Übernachten. Wir diskutieren alle möglichen und unmöglichen trockenen Schlafplätze vom nassen, beleuchteten und dauerbefahrenen Tunnel bis zum leicht schräg abfallenden Notabflussstollen des Stausees. Im Klettergarten zu übernachten ist für den faulen Sportkletterer auch keine Option, da hierzu nochmals zwanzig Minuten Materialschleppen inklusive Fixseilhangeln inbegriffen wären. Wir beschliessen unser Glück weiter unten im Tal zu suchen und nach kurzer Fahrt finden wir ein unbewohntes Haus mit grossem Vordach. Jemand hat auch schon hier sein Lager aufgeschlagen und auf die Frage, ob unsere Anwesenheit störe, kommt die klare Antwort aus dem Dunkeln: "Ja, darum gehen wir jetzt.". Kurz darauf sind sie ohne viele weiteren Worte verschwunden...



Beim Übernachten erweist sich der Bewegungsmelder als ärgster Gegenspieler. Sogar wenn man sich im Schlafsack umdreht, geht das Licht an und scheint freundlich für ein paar Minuten ins Gesicht. Am nächsten Morgen sind wir trotzdem recht ausgeruht wieder im Klettergarten. Obed drückt sich wie erwartet vor einem weiteren Versuch in Disneyland. Stattdessen klettern wir die kurze Verlaine aux Vents zum Einwärmen, wobei Michi die richtigen Griffe nicht findet. Über seine Lösung mit dem Einfingerloch lachen die anderen beiden nur und fragen, ob er in einer Route dieses Schwierigkeitsgrades solche Züge erwarte... Flo versucht sich im schönen Quergang Grand Public und Obed flasht die Route sauber. Leider neigt sich der Klettertag schon seinem Ende entgegen. Die lange Heimreise steht noch bevor. Nach dem Lötschberg regnet es und bei Bern stehen wir in kilometerlangem Stau. Da wünscht man sich schnell wieder an die schönen Felsen zurück...

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