Sonntag, 23. Dezember 2012

Cresciano

Endlich ist das Wochenende, aber die Situation sieht nicht viel besser aus als letzte Woche. Immernoch sind die meisten Felsen nass. Wir beschliessen, Chironico auszulassen und stattdessen bis nach Cresciano zu fahren. Aufgrund der sonnigeren Lage erhoffen wir uns einige trockene Leisten. Unsere Wünsche werden erhöht und so stehen wir gegen Mittag in Cresciano vor dem Klassiker Arcadia.

Die ersten Züge sind nicht so schwer und Locals erklären uns, dass wir für den Stehstart sogar weiter oben starten können. Im oberen Teil sind wir jedoch ein wenig ratlos. Unsere Lösungsansätze sind wacklig und wir kommen nicht weiter. Wieder einmal ist es Beppe, der uns weiterhilft. Er zeigt uns die richtigen Fusstritte, die den ersten Teil ziemlich vereinfachen. Er und Andrea bouldern uns rasch die Züge vor. Zusammen mit Jakob aus Wien probieren wir weiter. Plötzlich ist der Trick klar und nach einigen weiteren Versuchen ist der schöne Boulder geklettert. Arcadia ist ein typischer "gewusst wie"-Boulder, hat man die Abfolgen, fühlt es sich gar nicht mehr schwierig an und richtig kräftig sind die Züge sowieso nicht. Manu flasht locker den Stehstart von Vaca Loca, Michi kämpft gegen seine Unbeweglichkeit. Als er es nach einigen kläglich gescheiterten Anläufen schafft, den rechten Fuss auf dem hohen Tritt zu platzieren, flasht er den oberen Teil auch ohne Probleme.

Michi beschliesst, sich wiedermal in seinem Urfeind zu stellen. Der heisst Harry Spotter und ängstigt ihn seit seinem ersten Besuch in Cresciano. Geschätzte fünfzehn Versuche später rutscht der Fuss das erste Mal nicht ab und die angesteuerte Leiste ist sehr gut, da lassen auf Leben und Tod zukrallende Finger nie mehr los. Somit wäre das Trauma Spotter bewältigt. Dunkle Erinnerungen können endlich vergessen werden. Mit freiem Kopf und freier Seele suchen wir in der Dunkelheit nicht existierende Abkürzungen auf dem Weg hinunter ins Dorf, dass wir über Umwege erreichen. Das Abendessen ist von der seriöseren Sorte und zufrieden freuen wir uns auf den morgigen Tag.

In der Nacht regnet es leider und wir finden kaum trockene Blöcke. Nur die Traversa degli Artisti ist trocken. Diese schmerzhafte Leistentraverse schüttelt uns immer wieder ab. Nach einiger Zeit gelingt der Durchstieg trotzdem noch. Alles andere ist nass und so machen wir uns schon bald wieder auf den Heimweg. Merci für diese zwei Bouldertage!

Samstag, 15. Dezember 2012

Lindental

Heute machten wir eine traurige Erkenntnis. Sogar das Lindental, Bouldermekka bei Regenwetter, kann nass sein. Die ganze Wand war komplett nass. Unmöglich, schwere Boulder zu klettern. Stattdessen sind wir kurzerhand in die neue Boulderhalle Grindelboulder gefahren und haben dort noch ein paar Züge geklettert.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Brechstange

Ein lustiger Tag in Chironico mit mehr oder weniger Bouldermotivation. Der einzige Erfolg heute ist die Begehung der Brechstange (Foto links), einem lustigen Zwei-Move-Boulder an Leisten. Stöcku ist zufrieden mit seinem Whisky und kommentiert dafür alles geistreich (Foto unten). Clin d'Oeil wollen wir auch noch klettern, doch entpuppt der Block sich als kleiner, listiger und fieser Boulder. Die Brechstange ist sicher einfacher... Auf jeden Fall, wenn man auf die Anzahl Versuche bis zum Durchstieg schaut. Glorreicher Abschluss des Tages war Stöckus seriöser Mantle, an dem Lars und Michi nochmals richtig Freude hatten. Traurig war, zu sehen, dass Vitruvian Man gechippt wurde. Der Boulder ist nun viel einfacher. Es ist aber noch möglich, die Originalvariante zu klettern. Wer kommt auf eine so blöde Idee, einen solchen Klassiker zu chippen?! Das ist wirklich nur traurig. Schade, dass es Leute gibt, die so etwas tun müssen...

Merci für den lustigen Bouldertag!

Samstag, 1. Dezember 2012

Sending Day

Manchmal kommt alles anders...
Matthias, Obed und Michi düsen heute wiedermal nach Chironico. Auf der Hinfahrt machen wir Bekanntschaft mit dem Ego eines alten Audi-Fahrers. Niemand darf ihn überholen und falls es doch jemand wagt, beschleunigt er von zu langsam auf zu schnell und zeigt dem frechen Herausforderer den Meister. Nachdem sich dieser Ablauf gute fünf mal wiederholt hat, nehmen wir die Ausfahrt Faido und stehen kurze Zeit später auf dem grossen Parkplatz in Chironico. Wir treffen unter anderem auf Andy und Thomas, die gerade harte Boulder projektieren. Obed und Michi wollen unbedingt Miss Schweiz probieren, jedoch nur mit einem unnützen, da der Schaumstoff schlecht ist, Dropzone, einer etwa gleich grossen Moonmatte und dem kleinen Organic-Pad. Schliesslich getrauen wir uns nur bis zur Leiste nach dem Untergriff, das Verletzungsrisiko ist uns einfach zu gross. Aber wir kommen sicher wieder. Als wir die nächsten Destinationen auswählen wollen, beginnt es plötzlich zu schneien. Wir stehen unter dem grossen Überhang von Miss Schweiz und fühlen uns beide nicht ganz fit. Wir entscheiden uns, doch mal noch in den Paese zu pilgern.



Das Souvenir wird schon von zahlreichen Bekannten belagert. Michi hat es letzte Saison schon probiert und letztes Wochenende fühlten sich die Züge auch ausgepowert gegen Abend gar nicht so übel an. Er beschliesst, auch mal einen Versuch zu wagen und fetzt gleich mal den rechten Mittelfinger neben den Sloper. Es blutet ziemlich mühsam unter dem Nagel hervor und eine gewisse Aggression hat der Zwischenfall auch geweckt. Sogleich gibt er den nächsten Versuch. Die Züge fühlen sich super an und mit einem guten Flow erreicht Michi den Sloper. Der Toehook hält super und kurze Zeit später hält er die guten Griffe in den Händen. Somit wäre dieses Projekt auch erfolgreich beendet, mit selbstgefundener Lösung ohne Loch.

Der nächste schwere Boulder, mal abgesehen von Blox Addiction, heisst Komilator. Letztes Jahr auch schon mal chancenlos probiert, kann es ja nichts schaden, mal wieder hineinzuschauen. Zwei Italiener aus der Toskana geben auch schon seriöse Versuche. Dank ihren Tipps fühlen sich die Züge viel besser an als vor einem Jahr. Beppe hilft auch noch mit Betas aus und bald sind die richtigen Körperpositionen gefunden. Nach einigen Versuchen folgt ein blutiger Abrutscher an der Leiste für rechts nach dem Hook. Der nächste Versuch führt aber weiter, bis auf den Block hinauf. Nachdem wir am Morgen nichts richtig klappte, passte am Nachmittag alles perfekt. Nur der rechte Hamstrings ist ein wenig gezerrt vom Hook im Komilator.

Obed holte sich leider noch eine Verletzung beim Hook in Souvenir. Wir hoffen auf eine schnelle Besserung. Trotzdem kletterte er nachher noch easy den Power Ranger. Dort brauche er ja nur den rechten Hook, meinte er. Später treffen wir wieder auf Matthias, der inzwischen die Slimeline geflasht hatte. Es war wieder mal ein seriöser Tag in Chironico und ein guter Start in die Saison. Die Vorfreude auf die Wintersaison ist gross!

Samstag, 24. November 2012

A Short Boulder Session

Die späte Gratulation an Obed für das Bestehen der Autoprüfung. Dieses Wochenende nutzte er den Fahrschein erstmals für eine kurze Bouldersession im Tessin. Geklettert hat er dort auch ein wenig. Am Morgen holte er sich eine lockere Begehung des hohen, aber relativ einfachen Faceclimbs Numa-Numa Song. Am Mittag konnte er die schöne Kante von Coffee and Cigarettes klettern und gegen Abend kämpfte er sich an den kleinen Leisten von Doctor Crimp hoch. Danach gings zügig wieder nach Hause. Obwohl die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz super ausgebaut sind, sparen wir mit dem Auto pro Weg eineinhalb Stunden, also drei Stunden Fahrt weniger pro Tag. Die Vorteile bezüglich der Mobilität sind auch nicht zu vergessen. Da wir meistens an Wochenenden unterwegs sind, ist mindestens bei der Wettersituation "schlechtes Wetter, nur Tessin schön" immer noch die öV an der Reihe...

Sonntag, 4. November 2012

Voralpsee Photos

Der Voralpsee ist und bleibt eines der besten Klettergebiete der Schweiz. Anfangs November nutzen wir die warmen Bedingungen für einen letzten Besuch in diesem Jahr an dieser mächtigen, eindrücklichen Wand.

Samstag, 27. Oktober 2012

Lindental


Das unbeständige und kalte Herbstwetter treibt uns heute zum dritten Mal ins Lindental. Bei unserem Besuch Ende August konnten wir zwar L'Énigme klettern, jedoch sind wir beim Durchstieg vom Elli (älteres Bild oben) mehrmals am ersten schweren Zug von Bloc à Robi gescheitert. Gegen Abend reichten Zeit und Kraft nicht mehr und wir zogen erfolglos heim. Abgesehen davon, dass der rauhe Sandstein jetzt erheblich mehr Grip hat als im August, fühlt sich Michi wieder deutlich stärker. Der erste Zug von Bloc à Robi ist viel einfacher, wenn man das Zweifingerloch oben gut halten kann. Im ersten Versuch heute rutscht kurz vor dem Stehstart der Fuss weg. Wenige Minuten später klettert er problemlos in den Stehstart hinein und bleibt am Fingerloch hängen. Der Rest gehört dazu, hier sollte man nicht mehr fallen. Mehr oder weniger seriös zieht er den Boulder durch. Unsere nächste Herausforderung finden wir an der Löchliwand. Der Boulder heisst Ultimo Ratio. Der Start ist der gleiche wie in der Lochparade, nachher folgt ein Zug an ein schlechtes Zweifingerloch, von dem man an eine bessere Leiste springt. Die Schwierigkeit reduziert sich am Schluss auf den Sprung. Michi muss mehrmals den Anfang klettern, bis er die Leiste erwischt. Mittlerweile sind einige Locals angekommen und einer empfiehlt uns den Crimper (Bild links) im linken Wandteil. Michi verspielt den Flash-Go, weil er von den nassen Tritten rutscht und den Schwung nicht auffangen kann. Obed findet eine viel bessere Lösung und so wird dieser lustige Boulder geklettert. A good day!

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Chironico


Philipp und Michi nutzen die angekündigten Schönwettertage für einen zweitägigen Chironico-Trip. Nach der letzten Höhlensession ist dieses Mal alles trocken. Wir starten im Deliverance-Sektor, wo sich Philipp eine schnelle Begehung von Tomahawk holt. Wir ziehen weiter und halten vor der mächtigen Wand namens Numa-Numa Song. Auf den ersten Blick sehen wir kaum Griffmöglichkeiten. Plötzlich merken wir, dass es gar nicht schwierig ist. Zuerst klettert Philipp den lustigen Boulder und Michi folgt im gleich. Michi wird mehr gefordert beim Abstieg, der wahrscheinlich wesentlich zum hohen Schwierigkeitsgrad beiträgt. Philipp versucht sich danach mit Michis Anweisungen in Confession of a Crap Artist, jedoch kriegt er den letzten Zug zur Kante nicht ganz hin. Aber er ist motiviert, wir kommen wieder...


Am nächsten Morgen beginnen wir unseren Tag im Paese-Sektor. Philipp klettert Urbi et Orbi, ein Must-Do in Chironico. Weniger ein Bijoux ist Inarbeit, ein kleiner Lowball, den Michi noch nie gemacht hatte. Die Schwierigkeiten beschränken sich auf den Start. Ganz übel ist der Boulder nicht, aber wenn man noch anderes offen hat, sollte man ihn eher erst am Schluss probieren. Ein ganz anderes Kaliber ist Freak Brothers. Wahrscheinlich eine der schönsten Linien, die es gibt, muss man einfach mal probieren. Zusammen mit einer Gruppe Engländer scheitern wir kläglich. Immer wieder rutschen wir von der Leiste, wobei die hohe Luftfeuchtigkeit uns nicht gerade unterstützt. Wir ziehen die Pads zum Block nebenan, wo Vanilla Sky, ein Boulder mit Jump Start wartet. Wir missverstehen den Führer insofern, dass wir Jump Start mit Anlauf und Sprung gleichsetzen. Später erklären mir einige Kollegen, dass damit eigentlich stehen auf dem Band und dann Sprung an den Sloper gemeint ist. Mit Anlauf ist der Boulder sicher ein bisschen einfacher, aber diese Variante macht Spass. Michi bewältigt den Mantle im ersten Versuch. Philipp kann mit der Zeit den ersten Teil (fast) blind, stürzt aber mehrmals oben beim listigen Mantle. Dank intensivem Coaching schafft er es am Ende doch noch.

Wir suchen einfachere Boulder, da wir schon recht müde sind. Old Holborn scheint genau das richtige zu sein, jedoch täuschen wir uns gewaltig. Der Boulder ist ein tricky Oldschoolboulder, der eine ganze Menge Fingerkraft an komischen Griffen erfordert. Michi ist froh, als er auf dem Top steht. Energy gleich links davon wartet mit einem fiesen Start, der sich aber mit einem guten Knieklemmer lösen lässt. Danach ist genug gebouldert für heute, wir machen uns auf den Heimweg... um möglichst schnell wiederzukommen.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Engelberg Bloc

Lars und Michi sind heute in Engelberg für einige seriöse Boulder- und Fotosessions. Michi ist hauptsächlich mit Fotografieren beschäftigt und wiederholt einfach einige Boulder, weil er eben doch nicht ganz die Finger davon lassen kann. Lars zieht sich derweilen in vielen der Engelberger Boulderklassiker die Finger lang. Am Ende des Tages kann er schliesslich Der Ehrlich Lump klettern, davon gibt es noch einige Fotos zu sehen. Es war sehr windig, recht kühl und die Conditions somit optimal. Wiedermal war es ein seriöser Bouldertag.


Im Video Bouldering Files Summer 2012 werden verschiedene Boulderprobleme in der ganzen Schweiz gezeigt. Der Montagsmaler aus Engelberg hat es als letzter Boulder auch noch in den kurzen Film geschafft.

Samstag, 13. Oktober 2012

Cave Session

Wiedermal ist es ein regnerischer Tag und es zieht uns in die trockenen Höhlen in Chironico, genauer in die Arabald-Höhle. Am Morgen kann Beni Made in Norway klettern. Als er sich vom Startgriff durchgekämpft hat, hindern ihn die nassen Griffe am Ausstieg wenig daran, die Sache zu Ende zu bringen. Seriös für einen Bergführeraspiranten, der momentan gar nie am Felsklettern ist! In der Höhle gibt es die klassischen Trainingssessions mit Arabald und Co. und wir probieren, vieles mit der Kamera festzuhalten. Die Ergebnisse könnt ihr hier sehen.

Sonntag, 16. September 2012

Gottardo

Nachdem wir letztes Wochenende einige Projekte für uns entdeckt haben, sind wir diese Woche schon wieder voll motiviert für den nächsten Gottardo-Trip. Yänu will sein Projekt Suworow niederreissen, doch schlussendlich scheitert er nach einem langen Kampf ganz knapp. Michi hat eine Rechnung offen mit dem Fred Nicole Testpiece Diabolik (Video unten). Er weiss, dass es gehen muss, doch genau das ist manchmal eher ein Nach- als ein Vorteil. Beim ersten Versuch rutscht prompt der Heelhook. Im zweiten Anlauf klappt der schwere Teil jedoch flüssig und ohne Probleme erreicht er den Schüttler. Nach kurzer Erholungspause geht es entschlossen und zügig weiter über die pumpigen Ausstiegszüge. Somit wäre dieser Boulder auch erfolgreich abgeschlossen. Mit Yänu's Instruktionen gelingt ihm zudem eine schnelle Begehung der schönen Traverse Time Machine. Kürzer ist Car Pool an demselben Block, die Michi kurzerhand in einem sehr unansehlichen Stil flasht. Yänu holt sich die Begehung kurz danach eleganter ab.

Nach dem wir uns im Sektor Shark ausgetobt haben brauchen wir Ecstasy, um uns wieder aufzupushen. Diese Kante ist wirklich ein Highlight. Michi probiert den Megaklassiker Trieste-Gottardo (Bild oben), jedoch scheitert er knapp immer wieder zuoberst. Gegen Abend wird zwar der Grip besser, dafür verweigern die Unterarme ihren Dienst. Da heisst es trainieren, bis sie wieder so loyal wie anfangs Jahr werden...

Sonntag, 9. September 2012

Gottardo Projects

Das zweite September-Wochenende soll ein letztes Mal im Jahr 2012 richtiges Sommerwetter bringen. Das Bouldergebiet am Gotthard ist unser Ziel für den Sonntag. Seit dem letzten Besuch liegt ziemlich genau ein Jahr. Und das nicht ganz ohne Grund. Abgesehen von einigen wenigen Linien, sind die Boulder oft technisch mit kleinen Käntchen als Griffen. Ab und zu macht dieser Stil auch Spass, aber uns motivieren athletische und steile Boulder definitiv mehr. Die Gotthardliste jener Boulder, auf welche jene Beschreibung mehr oder weniger passt und die wir hier klettern wollen, war gemacht. Nun ist es an der Zeit diese Felsen mal genauer anzuschauen.

Das erste Ziel auf unserer Liste heisst Suworow (Bild unten / Video). Dieser Felsbrocken steht mächtig inmitten eines kleinen Tales und die Motivation ist spätestens da, wenn man vor diesem imposanten Bug steht. Michi gibt gleich einen Versuch ohne grossen Ambitionen und merkt plötzlich, dass es gar nicht so schwer ist. Der erste Zug ist ein wenig wacklig, nachher folgt kurz Plaisirgelände. Am Schluss hängt er relativ locker an der Leiste links oben und schnappt ziemlich planlos weiter zur Kante. Es folgt jedoch ein kläglicher Abrutscher, so wäre es auch fast zu einfach gewesen. Wir finden noch eine seriösere und kontrolliertere Lösung mit einem Hook bei der rechten Hand. Der Durchstiegsversuch verläuft problemlos und somit ist dieser geniale Boulder viel schneller in der Tasche als erwartet.

Die Liste führt uns weiter zu Diabolik, einer Kreation von Fred Nicole. Wir finden eine Lösung für die einzelnen Moves, die aber recht schwer ist. Wir bekommen Gesellschaft von den sehr netten Locals Milton, Claudio und einigen Freunden. Sie helfen uns, unsere Lösung zu optimieren und Michi klettert durch die untere Schlüsselstelle. Unglücklich fällt er im sehr einfachen Top-Out, vorhin anschauen hätte geholfen. Durch das lange Schütteln ist schon viel Kraft weg und es will einfach nicht mehr klappen. Yänu fightet sich dafür seriös durch die Time Machine (Video von Giuliano Cameroni). Claudio zeigt uns eine ganze Menge neuer Boulder, viele davon athletisch und steil. In letzter Zeit wurden durch ihn, Milton und Kollegen viele Boulder erschlossen und erstbegangen. Später nachmittags checken wir Dark Side of the Moon und Trieste-Gottardo aus. Jedoch sind wir schon recht müde und unsere Versuche entsprechend halbherzig. Es war aber ein seriöser Bouldertag und wir werden sicher zurück sein, bevor wieder ein Jahr vergangen ist...
 

Sonntag, 2. September 2012

Engelberg Classics

Während der letzte Besuch in Engelberg nicht unbedingt zu den erfolgreichsten Klettertagen gezählt werden konnte, wollen wir den heutigen Tag seriöser angehen. Ohne Umwege steuern wir den Fuchsstein, den wahrscheinlich besten Block des Gebietes, an. Der Ehrliche Lump ist der Gebietsklassiker schlechthin und Lars liefert ein seriöses Beta. Michi verspielt sich aber den Flash-Go und rutscht am guten Sloper am Ende, wo die Sonne schon gnadenlos draufbrennt. Ein wenig später ist die Lösung am Ausstieg optimiert und sollte nun auch bei diesen schlechten Conditions funktionieren. Der zweite Versuch vom Start her ist erfolgreich. Dieser Boulder ist wirklich super, praktisch nur angenehme Griffe und abwechslungsreiche Moves.

Plötzlich ziehen Wolken auf und es beginnt zu winden. Ideale Conditions von einer Sekunde auf die Andere. Der zweite Klassiker, genau wie der Ehrlich Lump von Bärti Wuersch erstbegangen, ist ein überhängender Bug und heisst Lieblingslaster Eitelkeit. Nach kurzem Begutachten stellt sich nur der erste Move als wirklich schwierig heraus. Eine abschüssige Leiste gilt es im dead point zu erwischen. Nach einigen Anläufen klappt es sauber und der obere Teil ist wirklich nicht mehr sehr schwierig. Beim letzten Move an den Henkel ist nochmals vollgas angesagt, wenn man nicht weiss wie gut der Griff wirklich ist. Aber eigentlich kann man gar nicht mehr abrutschen, so positiv und scharf ist der Griff. Auch Lieblingslaster Eitelkeit ist ein genialer Boulder, auch hier gibt es keine schmerzhaften Griffe, dafür spannende Züge. Später probieren wir uns im Soultaker, wo ein Griff ausgebrochen ist. Infos dazu gibt es auf boulderberg.com. Da wir aber keine anständige Lösung herausfinden, verbringen wir die verbleibende Zeit chillend auf den Bouldermatten liegend. Es war wiedermal ein schöner Bouldertag...



Sonntag, 26. August 2012

Lindental

Obed und Michi schworen sich nach ihrem letzten und bisher einzigen Lindental-Bouldertag bald zurückzukehren. Heute ist es endlich so weit und das Wetter zeigt sich viel freundlicher. Die Lochparade wiederholen wir, es geht viel lockerer als im Winter. Es ist schon angenehmer, wenn noch ein bisschen Gefühl in den Füssen ist. Unser Projekt von damals, L'Énigme, können wir jetzt praktisch auf Anhieb durchziehen. Matthias muss man sowieso nicht zweimal bitten, er fetzt den Boulder problemlos weg. Peter und Lars, beides Lindental-Neulinge, kletterten neben der Lochparade auch Bloc à Robi. Natürlich finden wir auch genügend neue Projekte, aber für mehr Erfolge hat die Zeit leider nicht mehr gereicht. Aber wir kommen wieder.


Samstag, 18. August 2012

Gimmelwald

Gimmelwald ist das Hardmover-Mekka der Schweiz. Nirgendwo sonst ist die Konzentration an harten Routen derart hoch. Obed kann endlich sein altes Projekt Femme Rouge wegzwicken. Diese Route hat er immer zum Ausklettern probiert. Heute gibt er den Go schon mal früher und prompt klappt es ziemlich locker mit dem Durchstieg. Matthias fliegt bei seinem Versuch in Trümmelbach zuoberst raus. Die richtige Lösung war nicht mehr ganz im Kopf, darum gibt es einen zweiten Go. Wieder kommt er zurselben Stelle, doch mit dem Beta im Kopf fliegt er problemlos darüber hinweg. Nachher ist Zeit für härtere Projekte. Der Heimweg entpuppt sich wie so oft als der grösste Fight des Tages. Schlussendlich sind wir doch alle ganz zu Hause und kochen gemütlich ein fettes Essen zur Stärkung für den morgigen Tag.


Freitag, 17. August 2012

Sustenbrüggli

Beni, Philipp und Michi versuchen heute vor der Sommerhitze zu flüchten. Erlösung verspricht das hochgelegene Bouldergebiet Sustenbrüggli. Jedoch sind sogar hier die Verhältnisse tropisch. Unser geplantes Projekt, den Propellerhead, geben wir schnell auf, da wir am grossen Sloper chancenlos abrutschen. Sogar der viel einfachere Dynamo auf der schattigen Rückseite fordert uns bei diesen Conditions. Michi reisst sich im Flash die halbe Haut vom Finger, als er kläglich abkratzt. Dieser Boulder gelingt dann wenigstens mit der rechten Lösung. Ein selber definierter Dynamo an einen riesigen Henkel lässt sich auch jetzt bestens klettern. Am Nachmittag versuchen wir uns am Sloper-Testpiece Dragan (Bild oben). Michi kann sich seriös eine Begehung sichern, bevor wir dieses schöne alpine Bouldergebiet wieder verlassen.


Sonntag, 12. August 2012

The Trip Part II: Silvapark


Der erste Teil unserer Woche verbrachten wir im Magic Wood. Am Donnerstag verlassen wir den magischen Wald und fahren nach Chur. Hier rüsten wir unsere Futterreserven mächtig auf. Über Feldkirch und Bludenz gelangen wir ins Montafon. Das Tal zieht sich gewaltig in die Länge und es dauert seine Zeit, bis wir Partenen ereichen. Dass unser sowieso schon stark verpixelter Googe-Earth-Ausdruck leider auch noch nass geworden ist, macht die Orientierung deutlich interessanter. Um weiter zu fahren zahlen wir vierzehn Euro und nach einer steilen Kurvenstrasse sehen wir einen Stausee. Im Kletterführer steht auch etwas von einem Stausee und so wähnen wir uns am Ziel. Irgendwann wird uns klar, dass wir erst am Vermuntsee sind und wir zum Kopsstausee wollen. Über die Bielerhöhe fahren wir ohne weiteren Probleme dorthin. Es herrscht eine episch anmutende Wolkenstimmung. Das beunruhigt uns, da wir kein Zelt dabei haben und das Auto sich nicht eignet, um darin zu übernachten. Doch gerade als wir unser Abendessen fertig gekocht haben, fallen die ersten Tropfen vom Himmel. Wir stopfen alles Material auf die Vordersitze und zwängen uns in den Kofferraum. Ziemlich viele nette Krabbeltiere haben ihre Chance, vor dem Regen zu flüchten, wahrgenommen und haben es sich schon gemütlich gemacht. An erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Alle paar Minuten muss man sich drehen, da immer irgendwo etwas drückt. Entweder sind die Beine oder der Kopf abgeknickt. Das ist mal eine nette Begrüssung in der Silvretta.

Am nächsten Tag empfängt uns aber strahlender Sonnenschein. Die Motivation ist schlagartig wieder da und nach dem gestrigen Beinahe-Ruhetag sind wir auch beinahe wieder ausgeruht. Beim Zustieg ins Gebiet kommen wir schon mal ziemlich ins Schwitzen. Wir gelangen in den Sekten Sektor, wo uns gleich ein markantes Dach ins Auge sticht. Es ist der Thor-Block. Solche grossen Griffe im steilen Gelände mit diesem Fels habe ich noch nicht so oft gesehen. Wir probieren gleich Odin und kommen schon bald Gesellschaft von einem Schweizer und zwei Deutschen. Die Schwierigkeit beschränkt sich auf einen einzigen Längenzug oder viel mehr auf das Auflösen dieses Zuges. Die natürliche Körperspannung, also die, welche man auch ohne Training hat, reicht uns gerade knapp für den Durchstieg. Thor selber entpuppt sich, obwohl leichter bewertet, als schwerer. Der Längenzug hier ist ein dynamischer Schnapper an eine nicht sichtbare Leiste. Mit ein bisschen Pech könnte man sich hier schon die Haut ruinieren. Wir haben Glück, treffen die Leiste und sind noch fit für weitere scharfe Leisten. Cobra ist viel einfacher als wir erwartet hätten, einfach ein netter kleiner Boulder, aber nichts besonders. Eine Linie, dass beim ersten Blickkontakt der Atem aussetzt, ist dafür Zu Jung um zu Sterben / Too Young To Die. Scharfe positive Leisten ermöglichen den Durchstieg dieser leicht überhängenden Wand. Scheinbar ein Kantenboulder, muss die Kante nirgends zwingend gehalten werden. Da wir noch recht jung sind, entscheiden wir uns für einen Go. Es sind sowieso derart viele Matten am Einstieg, dass ein Sturz nicht sehr unangenehm wäre. Kurz unter dem Ausstieg erreicht man ein gutes Henkelband. Dort heisst es ruhig bleiben, hier bleibt erstmals Zeit zum Überlegen. Der Ausstieg entpuppt sich auch fast als listigste Stelle, sofern man nicht genau weiss, wie es geht. Mit einer Portion Adrenalin stehen wir aber am Schluss beide heil auf dem Block. Das war schon mal ein super Start in der Silvretta. Wir steigen weiter auf und durchqueren den Super Crack Sektor, wo wir kurz den Italian Summer klettern. Am Schuh des Manitou Block verweilen wir wieder länger. Nach einem Kampf mit dem Beta kann Michi schliesslich Squa Man punkten.

An diesem Abend finden wir einen viel gemütlicheren Platz zum Übernachten als am vorigen Abend. Super Aussicht, genug Platz und kein Regen - wir freuen uns über diesen Luxus und kochen und essen friedlich bis es dunkel wird. Am nächsten Morgen lassen wir die vom Tau nassen Pads in der Sonne trocknen, bis wir langsam den Zustieg wieder unter die Füsse nehmen. Yänu hat noch eine Rechung mit dem Squa Man offen und will alles tun, um diese zu begleichen. Mit viel Pech rutscht er aber wieder am letzten schweren Schnapper. Nach einer kurzen Pause zum Fokussieren steigt er diese schöne Kante aber souverän durch, Michi hält den Fight auf Video fest. Im Führer ist das Shanghai Syndrom als "Schmankerl" beschrieben. Das müssen wir uns genauer ansehen und kurze Zeit später haben wir auch diese technische Kante mit Heelhocks und sauberem Anstehen überlistet. Wir toben uns weiter im Super Crack Sektor aus. Michi klettert die Traverse Chamlet im zweiten Go und den Dyno Traumschiff flash. Ein Muss ist auch ein Foto vom Fotoblock, einer eindrücklichen überhängenden Kante. Yänu würgt sich die Golden Ramp hinauf, Golden Gate selbst ist leider nicht ganz in unserer Reichweite. Am gegenüberliegenden Block kann Michi mit Yänu's Tipps die harte Traverse Gautscho flashen. Der Start ist schwierig, danach wird es kontinuierlich einfacher. Kurz und leistenlastig ist Shorti, hier werden die Finger lang gezogen. Wir ziehen in den nächsten Sektor, wo vieles sehr verlockend aussieht. Rubber Gun scheint auf den ersten Blick einfacher, als es tatsächlich ist. Mit seriösem Auschecken des ersten Zuges klappt es aber. Alkatrac und Alcaträkker sind eine schöne Zugabe, athletische Züge in einer Traverse um den halben Block. Wir wollen kaum mehr aufhören, die Beach Kante sieht auch genial aus. Jedoch sind wir langsam doch müde und wollen morgen noch weiter klettern. Auch Yänu's Haut ist schon recht am Leiden und das schon seit dem ersten Klettertag...

Am letzten Tag spazieren wir an einer genialen Linie vorbei. Wir finden sie nicht im Führer. Also probieren wir einfach mal und entschlüsseln Zug um Zug. Als der beinahe perfekte Boulder geklettert ist, finden wir in doch noch im Führer. Es ist Thomahawk. Eigentlich nicht sehr schwierig, finden wir interessant, dass wir trotzdem unsere Zeit dafür gebraucht haben. Als meistens mit Guidebook bewaffnete Konsumboulderer schätzen wir diese mäjestetische Linie schwerer ein, als sie in Wirklichkeit ist und haben mehr Respekt. Eigentlich interessant, hätten wir den Grad gewusst, wären wir höchstwahrscheinlich schneller auf unsere direktere Lösung  gekommen, da wir uns gesagt hätten, dass es einfach gehen muss. Uns beiden schmerzt nach diesem Boulder die linke Schulter und wir flashen beide nur noch Simbat zum Abgewöhnen. Es waren ein paar geniale Tage, zuerst im Magic Wood, danach hier in der Silvretta. In Bouldergebieten trifft man oft nette Leute an. In der Silvretta waren es jedoch durchs Band extrem nette Menschen, die sehr hilfsbereit und freundlich waren. Das ist fast wichtiger als die Blöcke und spielt auch immer eine Rolle, dass einem ein Gebiet gefällt. Danke auf jedenfall für alles Nachschauen von Wetterberichten, empfehlen von Übernachtungsmöglichkeiten und auch dem Auffinden versteckter Boulderblöcke.

Donnerstag, 9. August 2012

The Trip Part I: Magic Wood

Für die zweite Augustwoche steht nach Céüse am Monatsanfang ein kleiner Bouldertrip auf dem Programm. Zu weit wollen wir nicht fahren, jedoch wollen wir auch nicht unbedingt in die nahen Passbouldergebiete der Zentralschweiz. So starten wir unsere Ferien im Magic Wood. Der Montag fällt aufgrund heftiger Regenfälle ins Wasser. Ab Dienstag sind wir on the Road...

Im Wald tropft es überall und wir befürchten, keinen einzigen trockenen Felsen zu finden. Unsere Angst ist jedoch unbegründet, ziemlich viel trocknete schon ab. Da Yänu das erste Mal hier ist und Michi keine offenen Projekte hat, beginnen wir einfach irgendwo zu Bouldern. Uns verschlägt es zum Space Cowboy. Der erste Move ist ein genialer Überkreuzzug an eine schlechte Leiste, die im Dead Point zugekrallt werden muss. Jeder Versuch bringt uns näher an die Leiste und ist diese erstmal in den Fingern, ist auch der ganze Boulder beinahe auf sicher.

Nach diesem ersten kleinen Erfolg suchen wir uns den nächsten Boulder. Ménage à Trois ist wieder ein komplett anderer Stil. Anstatt koordinativ wie der Space Cowboy fordert dieser Boulder vorallem die Fingerkraft. Von zwei schlechten Leisten muss ein besserer Griff erreicht werden. Mit der Sonne auf den Griffen ist Ménage à Trois für uns eine rechte Herausforderung. Michi verliert durch einen brutalen Abkratzer beinahe schon beim zweiten Boulder einen Fingernagel. Das weckt aber nur den absoluten Willen und mit diesem klappt der Boulder im nächsten Versuch. Uns gefällt es viele Boulder in verschiedenen Stilen zu probieren und wir ziehen gleich weiter zu Chiquita. Dieser Überhang wird mithilfe von Knieklemmern überlistet. Michi rutscht im ersten Versuch zuoberst raus, im zweiten Go kann er im letzten Moment den zweiten Knieklemmer versenken und sauber zum Henkel durchziehen. Yänu fightet sich mit einer ganzen Menge Knieklemmern hinauf, dafür ist nachher das Fleisch am Oberschenkel wiedermal an der frischen Luft. Ziemliche Fetzen Haut müssen liegengeblieben sein.

Das Kuchenmonster präsentiert sich als ziemlich harmlos Mönsterchen und Michi flasht es recht locker weg. Yänu macht auch kurzen Prozess mit diesem schönen Boulder und weiter geht es mit dem Fetten Fisch. Dieser Boulder ist Sinnbild für das erwinische Würgen. An komischen Seit- und Untergriffen presst man sich hinauf zur guten Kante. Klein und listig ist dieses Problem aber nach einigen Versuchen entdecken wir die richtigen Körperpositionen und überlisten es seriös. Da unser kleiner Gaskocher Ewigkeiten braucht, machen wir uns auf den Rückweg zum Zeltplatz. Projekte für morgen haben wir genügend im Kopf.

Am Morgen des 8. August will Michi gleich seinen ewigen Gegner, den Linserboulder, ein für alle Mal besiegen. Letztes Mal hatte Manu gezeigt, dass es möglich ist. Nun ist Michi an der Reihe und die paar Klettertage seit dem Scheitern zeigen ihre Wirkung. Mit vielen Flüchen und ohne eine grossartige Stilnote ringt auch Michi diesen Boulder nieder. Sofern auch wirklich am unterst möglichen Startgriff rechts hinten gestartet wird, ist dieser Linserboulder unserer Meinung nach sicher sehr hart für den Schwierigkeitsgrad.

Als nächstes kommen wir zum grossen Block beim Darkness-Roof. Wir wollen die Verbotene Frucht probieren, doch ein Zug im oberen Teil scheint uns rätselhaft. Beinahe wollen wir schon aufgeben, aber Michi findet plötzlich einen versteckten Henkel, der über einen langen Blockierzug erreicht wird. Im nächsten Go ist dieser Boulder in der Tasche. Als wir aufbrechen wollen, tauchen Jasmin und Jano auf. Ohne einen Versuch im Sündenfall dürfen wir nicht von diesem Block verschwinden, heisst es. Jano liefert wie gewohnt zu den Bouldermatten gleich das seriöse Beta dazu. Trotzdem braucht es einige Versuche um die athletischen Startmoves aneinanderzureihen. Ein ganz schöner Boulder...

Yänu muss natürlich auch mal den Superklassiker Enterprise sehen und Michi nutzt die Chance um mit Sammis Tipps gleich die No-Foot-Version Enterprise in Space zu klettern. Yänu battlet sich mit der normalen Version und gewinnt. Am Abend treffen wir Jasmin und Jano beim Bierbauch. Jano klettert diesen Überhang rasch onsight. Michi braucht viel länger und muss am Schluss die Knie zu Hilfe nehmen, um hier erfolgreich zu sein. Am Abend ist die Haut schon merklich dünner und am Donnerstag wäre ein Ruhetag eigentlich nicht schlecht. Trotzdem brechen wir nochmal in Richtung Wald auf und Michi kann mit dem Marihuana Corner eine alte Rechnung begleichen. So verlassen wir am Nachmittag dieses geniale Bouldergebiet in Richtung Österreich...

Sonntag, 5. August 2012

Céüse


Wird vom besten Kletterspot der Welt gesprochen, ist die Rede oft von Céüse. Weit über dem Tal zieht sich die Felswand hunderte Meter lang um den Gipfel des Montagne de Céüse. Die geniale Kletterei im löchrigen Fels und das einmalige Ambiente machen Céüse aus. Keine definierten Killerzüge in einer staubigen Höhle, sondern perfekte natürliche Linien - so muss Klettern sein.

Am Mittwoch, dem ersten August, läutet schon kurz vor fünf Uhr der Wecker. Unser Ziel ist natürlich ein Felsen und zwar nicht irgendeiner. Unser Ziel heisst Céüse und liegt momentan noch etwa 550 Kilometer oder gut sechs Autofahrstunden entfernt. Unser Fahrer ist einer jener gefährlichen Junglenker, die noch so gerne die Tempolimiten missachten und handkehrum am Steuer einnicken. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten in heimischen Gefilden nehmen wir volle Fahrt auf und lassen die Schweiz schnell hinter uns. Die Fahrtechniken unseres Lenkers entpuppen sich entgegen aller Vorurteile als ziemlich seriös. Jedenfalls konnte auf dem Rücksitz friedlich geschlafen werden. Unsere Reise gerät auf den schmaleren Strassen durch das gebirgige Hinterland nach Grenoble das erste Mal ins Stocken, doch nun ist das Ziel beinahe schon erreicht.

When the sleepy driver's driving, there's no surviving.

Wir nehmen den kleinen Umweg über Orpierre in der Hoffnung, einen offenen Kletterladen zu finden. Natürlich ist der Laden geschlossen, aber der freundliche Besitzer lässt uns trotzdem rasch herein. In der Bar wird uns der Kletterführer und die neuesten Sektoren gezeigt. Wir haben das Gefühl, dass die einheimischen Kletterer uns um jeden Preis hierbehalten möchten. Leider können wir nicht überall gleichzeitig sein und so ziehen wir weiter nach Céüse. Plötzlich taucht weit oben die Wand auf und in der ersten Sekunde ist klar: Das, was wir hier sehen, ist mächtig. Die Vorfreude steigt. Wir treffen Matthias, nun sind wir zu viert unterwegs und wir starten zum einstündigen Zustieg. Vom Camping bis zur Wand gilt es zuerst gut fünfhundert Höhenmeter zu überwinden.

Der mediterrane Wald verdankt sein prächtiges Wachstum vorallem den Kletterern. Tagtäglich wird er während des Aufstiegs gleichmässig gewässert, denn die Sonne brennt gnadenlos an den südexponierten Hang. Für den Céüse-Aspirant gibt verschiedene Taktiken, die Herausforderung Zustieg zu bewältigen. Die Spannweite reicht von den eher rudimentären Lösungsansätzen wie dem aggressiven Einsatz von Wanderstöcken und dem walrossartigen Schnaufen bis hin zu jenen der klügeren Köpfe, die sich mit psychologischen Finessen einzureden versuchen, dass dieser Zustieg etwas Schönes sei. Auf jeden Fall gehört er zu Céüse und er scheint glücklicherweise von Tag zu Tag kürzer zu werden.

Genauso zu Céüse gehört die Qual der Wahl. In 14 Sektoren gibt es über 400 Routen. Wir entscheiden uns für den Sektor Demi Lune. Schon auf den ersten zwei Metern Ceüse-Kletterei müssen wir die Finger voll aufstellen. Unser Warm-Up heisst Bonnye and Clyde und ist gar nicht so einfach. Lapinerie ist der nächste Klassiker und die bessere Hälfte von Serious Climbing, sprich Obed, holt sich noch ein lockeres onsight der Carte Blanche. Er probiert zusammen mit einem freundlichen Chilenen Dures Limites, welche Matthias gerade erst vor Kurzem rupfte. Wir bleiben bis zum Eindunkeln oben bei der Wand. Da wir nicht jedes Mal alles hinaufschleppen wollen, machen wir ein Depot mit einigen Kletterutensilien. Im Grunde genommen ist das eine gute Sache, nur sollte man aufpassen, dass alles Überlebenswichtige wieder nach unten mitkommt. Wird dieses Gebot missachtet, laden die Hänge von Céüse auch zu ausgedehnten Nachtwanderungen ein...


Da die Sonne am Morgen direkt an die Wand scheint, ist am Morgen ausschlafen ohne schlechtes Gewissen angesagt. Gegen Nachmittag pilgern wir wieder hinauf zu den Felsen und klettern viele auch einfachere Routen. Wobei die einfacheren Routen hier oft gar nicht so einfach, aber dafür sehr schön sind. Nur muss leider bei den Routen im 6. Franzosengrad oft eine Zeit gewartet werden, da sie derart stark frequentiert sind. Obed und Matthias versuchen sich nach ihrer wunderschönen Aufwärmroute Angel Dust in ihren harten Projekten. Am Abend verspielt sich Obed mit sowieso schon müden Unterarmen im letzten schweren Zug vom Superklassiker Bourinator das Onsight. Es ist Zeit für den Rückzug, das dicke Abendessen wartet schon.


Am Freitag ist schon Ruhetag, auch wir werden älter. Wir verbringen den Tag in Gap, wo wir unsere Ausrüstung aufrüsten. Gewisse Leute holen sich für wenig Geld eine noch weniger vorteilhafte Frisur. Die Essensvorräte müssen wir aufgrund einer Vernichtungsmaschine unter uns auch noch auffrischen.

Der Samstag ist für Dama und Michi der letzte Klettertag, doch daran müssen wir das Positive sehen. Es heisst auch nur noch das letzte Mal den Zustieg zu bewältigen. In letzter Zeit sind wir (manche) zu richtigen Sportklettermemmis mutiert. Fluchtechnisch lernen wir den Ausruf "Is mir Latte", von einem Kletterer, der die Exen seines Kollegen nicht mehr ausräumen kann. Der Tag ist wieder genial, wir klettern bis spät am Abend. Michi versucht sich mit seiner noch weniger als sonst existierenden Ausdauer im Bourinator, aber tropft in der oberen Boulderstelle chancenlos ab. Für Obed ist der zweite Go Formsache und locker pullt er zum Umlenker durch. Durch die warme südfranzösische Nacht steigen wir ab zum Camping.

Am Sonntag geht es leider schon wieder heimwärts. Obed und Matthias beschliessen, einen Tag anzuhängen. Unsere Heimreise verläuft problemlos, ganz im Gegensatz  zu derjenigen unserer zweiten Gruppe. Unschuldig werden sie von der Polizei angehalten und auf unterstem Niveau behandelt. Leider ein Beweis, dass es sogar in einem Staat wie der Schweiz solche Ungerechtigkeiten geben kann. Abgesehen von diesem Negativerlebnis war der Céüsetrip super, Matthias' Cut darf natürlich bei den Minuspunkten auch nicht vergessen werden. Zwar haben wir nicht sehr viele Routen gezogen, dafür umso mehr über die Vor- und Nachteile des täglichen Duschens, des Ausziehens in eine eigene Wohnung und über andere Probleme des Alltags diskutiert... Merci.

Mittwoch, 25. Juli 2012

The Comeback

Die lange Phase, in der das gemütliche Leben das seriöse Moven am Fels in den Hintergrund gedrängt hatte, soll endlich ein Ende nehmen. Doch während einer Zeit, in der friedliches Beachvolleyball spielen und klägliche Surfversuche in Frankreich die sportlichen Highlights darstellen, gibt der Körper logischerweise ab. Alles Jammern nützt nichts, die alte Form muss sich wieder erkämpft werden...

Kurz nach fünf Uhr nachmittags steigen wir am Montag bei der Schmelzi aus dem Bus. Unser Ziel ist wieder Mal der Magic Wood, Magnet für Boulderer aus aller Welt. Im Wald zieht es uns zuerst zum Beach Block. Hier haben wir beide die Klassiker Slip Slap Slop und Grit de Luxe auf unserer To-Do-List. Erstgenannter ist laut Führer einfacher, er entpuppt sich aber als harter Brocken. Die Sloper rutschen und der Name scheint treffend. Manu entdeckt eine elegante Hook-Lösung, die für ihn gut funktioniert. So hat er den Boulder bald in der Tasche. Michi scheitert an seiner Unbeweglichkeit. In Grit de Luxe macht uns der Mantle kurz Probleme, mit der richtigen Körperposition geht es aber recht leicht. Michi kann den oberen Leistenteil flashen und auch Manu zupft die Leisten seriös durch. Nach diesem ersten Motivationsschub gelingt Michi auch gleich Slip Slap Slop mit einer weniger eleganten, dafür aber kletterbaren Lösung. Viel mehr wollen wir gar nicht mehr probieren, die Zeit ist auch schon fortgeschritten und wir müssen uns nicht gleich am Anreisetag auspowern. Man wird auch langsam älter...

Am nächsten Morgen fetzt Manu in einem richtigen Fight den Linserboulder weg. Die Züge sind kräftig, der Compression-Stil fordert den ganzen Körper. Michi jammert mehr über die beim Surfen verlorene Haut, als dass er klettert. So geht es für ihn ohne Erfolg weiter zum Blindflug, den wir beide recht locker machen können. Der schwerere Blindfisch daneben fordert uns schon deutlich mehr, doch mit dem entscheidenden Tip eines anderen Boulderers gelingt auch dieser Durchstieg schlussendlich ohne grossen Probleme. Immer wieder fallen einige Regentropfen und am Abend beginnt es leider heftiger zu regnen. Wir begraben unsere Boulderambitionen, doch am nächsten Morgen ist überraschenderweise recht viel trocken.


Manu nutzt dies gut und kann nach einigen Versuchen Blown Away durchklettern. Er bewältigt auch den nassen Ausstieg souverän ohne viel Zittern. Danach kämpft er sich auch noch durch den Marihuanacorner, den er mit einem epischen Mantle abschliesst. Zugleich war das auch der Abschluss unseres motivierten Boulderns für diesen Trip, nachher haben wir nur noch mehr oder weniger halbherzig herumprobiert. Ziemlich genau mit unserer Rückkehr auf den Camping fängt es auch in Strömen an zu regnen. Müde und zufrieden, aber auch mit der Erkenntnis, dass die Fitness verschwunden ist, verlassen wir den Magic Wood...

Montag, 9. Juli 2012

Schlänggen

Nach einem Jahr Schlänggen-Abstinenz sind wir heute wiedermal im Sportklettergarten schlechthin. Flo klettert rasch locker Mousse au Thon, danach machen wir einige Fotos dieser Route. Insgesamt war es ein friedlicher Tag. Nur über Leute, die den ganzen Tag mit ihrem Top-Rope Seil Routen blockieren, ärgerten wir uns ein bisschen...

Samstag, 7. Juli 2012

Rope Swing

J u m p i n g   o f f   a   B r i d g e
Die Idee zu dieser Aktion kam uns an einem lustigen Abend im Frühling, genauer in den frühen Morgenstunden des 19. Aprils. Anlass dazu war der Gedanke, dass ein Bungee-Jump sicher eine lustige Sache wäre. Unserer Meinung nach ist der Spass aber viel zu teuer. Bei der Staumauer im Verzascatal kostet ein einziger Sprung über 200 Schweizer Franken. Es gibt mehr als genug Leute, die diesen Preis zahlen wollen, unter anderem auch, weil der Sprung durch James Bond Bekanntheit erlangt hat. Damit diese wenigen Flugsekunden nicht zu den teuersten unseres Lebens werden, mussten wir eigene Pläne schmieden...

Unsere Idee war, dass wir auch mit Kletterseilen von einer Brücke springen könnten. Von Kollegen hörten wir immer wieder Geschichten davon, doch niemand konnte uns über die genauen technischen Details Auskunft geben. Also starteten wir mit der seriösen Planung. Als die Sache theoretisch geplant war, machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Location. Den Spot, den wir am 28. Mai auscheckten, begeisterte uns auf den ersten Blick... 

Vor den Sommerferien verging die Zeit aber im Flug und in allerletzter Sekunde schafften wir es, zu dritt einen Termin abzumachen. Am ersten Ferientag ging es um 6 Uhr morgens schon los, da Lucas am Nachmittag noch ein Racketlon-Turnier zu bestreiten hatte. Bis wir alles so aufgestellt hatten, dass wir damit zufrieden waren, dauerte es eine Weile. Kurz nach 9 Uhr stand Luisa bereit, ganz nach dem Motto "Ladies first" sprang sie mutig zuerst. Michi folgte sogleich und als letzter sprang Lucas von oben unter der Brücke hindurch. Leider reichte es nicht mehr für einen zweiten Sprung, denn Lucas musste weiter an sein Turnier. Hier verschlug er im Tischtennis mit Adrenalin vollgepumpt alle Bälle meilenweit...