Donnerstag, 12. September 2013

Ticino Saisonstart

Das schlechte Wetter im Norden lässt uns dieses Jahr schon früh das erste Mal ins Tessin fahren. Der bewölkte Himmel und ein trockener Wind sorgen für überraschend gute Verhältnisse. Als erstes Ziel heute wählen wir eine überhängende Linie namens  « Schlonziges Wiener Schmankerl »  (Bild oben: Marc nach dem ersten Zug). Der grossgriffige Boulder ist wirklich ein kleines Schmankerl. Wir begnügen uns mit dem Stehstart, wo man den Vorteil hat, die Füsse noch auf dem Boden zu haben, während man die Finger in den Riss würgt. Somit benötigt man einen Hauch weniger masochistische Veranlagung. Der erste Zug (Bilder unten: Marc in der Stehstartpositoin und beim Abgang) ist gleich die Crux und ist der geschafft, stehen die Chancen auf den Durchstieg nicht schlecht. Innert kurzer Zeit gelingt der erste Zug heute erstaunlich gut, nachdem wir im Frühling schon mal ganz kurz chancenlos bei einer Gruppe Deutschen "mitprobiert" haben. Die Begehung ist nach einigen weiteren seriösen Zügen bei hoher Konzentration sauber in der Tasche.


Marc hat als Chironico-Novize noch keine Bekanntschaft mit dem lokalen Zahnarzt gemacht hat, das müssen wir schleunigst ändern. Beim « Doctor Med Dent »  sind wir heute die einzigen Kunden. Die anfänglichen Anfreundungsschwierigkeiten sind nach den ersten Versuchen rasch wieder vergessen und Marc steigt den Boulder mit einem Stil, den man als "unverseucht von Technik, dafür mit Kämpferherz" beschreiben könnte, durch. Seriös!

Da Marc am Abend noch einen Termin hat und wir mit Stau am Gotthard rechnen, ist der erste Tessineinsatz relativ kurz. Den Stau treffen wir tatsächlich auch an und wir beschliessen, über den Pass heimzufahren. Das Wetter ist wunderschön und auf den Bergen liegt schon der erste Schnee. Auf der Passhöhe merken wir, dass die Temperatur auf 3°C gesunken ist und der Nebel einige hundert Meter unter der Passhöhe auf der Urner Seite hängt. Bei derart guten Boulderbedingungen müssen wir einen Versuch im  « Trieste-Gottardo »  wagen, den wir die letzten Male nach allen möglichen Betaproblemen nicht ganz hingekriegt haben. Der Grip ist wirklich fantastisch und da wir nun die richtige Lösung im Kopf haben, wäre alles andere als der Durchstieg eine Enttäuschung. Der gedachte Warmup-Versuch an den Griffen des Stehstarts endet gleich problemlos oben auf dem Block und eigentlich fügt der Sitzstart keine Schwierigkeiten dazu. Die Haut ist hart und die typischen Gottardo-Nöppchen fühlen sich gut an. Der kalte Wind sorgt für die nötige Wachheit, bläst aber den Nebel aus dem Urner Land hoch. Dank diesem hohen Konzentrationslevel gelingt der Boulder ohne Probleme. Wie gesagt, mit dem richtigen Beta sind die Einzelzüge der besten Linie am Gottard nicht sehr schwierig. Endlich ist die Begehung dieser fantastischen Linie, von der ich schon seit dem ersten seriösen Besuch am Pass geträumt habe, Realität geworden.

Bild unten: Top-Conditions während dem Durchstieg vom Trieste.

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