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Sonntag, 29. März 2015

101 Day

Nach der gestrigen Abendsession wachten wir heute morgen schon wieder in der Hitze auf. Als wäre das nicht schon genug, versuchte eine fremde Frau einen unserer Gruppe in ihr Fahrzeug zu locken. So verloren wir Damien. Sie fuhren in Richtung Süden davon. Unser dezimiertes Team brach schliesslich zum langen Marsch auf. Im Schatten der Felsen gönnten wir uns eine Rast und erholten uns von den Strapazen. Manu nutzte den schwachen Wind, der aufkam, und holte sich die langsamste Begehung von The Arete with a Pocket. Giani setzte sich seine Abfolge zusammen und kletterte bald schon ziemlich weit, als der Block zum Magnet aller Kletterer der Region wurde. Wir zogen weiter zu Tricky, einem speziellen Dach, aus dem man sich mit den Füssen voran rettet. Mir bereitete der Start am meisten Mühe, da die übliche Fersenklemmerlösung im linken Knie schmerzte.

Die Stelle klappte glücklicherweise mit einer anderen Lösung und die Begehung von Tricky (Bild oben) gelang doch noch. Giani verzichtete für uns auf weitere Versuche in der Arete und fuhr uns zum Bahnhof. Danke! Dafür zupfte er den Boulder später noch weg...

Samstag, 28. März 2015

Chironico Nightsession

Der Frühling zieht langsam ins Tessin und während dem Tag war es für unseren Geschmack viel zu warm, um zu bouldern. Gegen Abend begann es plötzlich stark zu winden. Dank unserem Sonnenschein Christina war es genug hell, um die besseren Bedingungen zu nutzen und den namenlosen Leistenboulder rechts von Soilwork zu versuchen. Guntram Jörg hat dazu noch einen Low-Start geklettert, den er "The Counselor" taufte. Der normale Sitzstart ist schon für sich logisch. Nach einigen Versuchen konnten wir alle The Counselor High Start klettern. Der dramatische Höhepunkt des Abends war Damiens Durchstieg mit bluttriefenden Fingern. Der kleingriffige Start ergibt zusammen mit dem hohen aber einfachen Ausstieg einen lohnenden Boulder. Den tiefen Start haben wir gar nicht probiert, doch nächste Saison werden wir zu diesem Block zurückkehren.

Danke an Christina Maria Magdalena für die Fotos!


Samstag, 7. März 2015

Nachtwandern im Tessin

Die Züge von "The Arete with a Pocket" hatte ich mal abends nach einigen Klettertagen angeschaut. Mit einer guten Lösung sind die Züge nicht wirklich schwierig. Da aber einige Klettermeter zusammenkommen, gilt es für den schnell gepumpten Boulderer möglichst kraftsparend der Arete entlangzucruisen. Damals versuchte ich zwar auch schon mich kraftsparend zu bewegen. Doch dies ist erstens nicht meine grösste Stärke und zweitens war gar nicht mehr soviel Kraft zum sparen vorhanden. Darum passte es super, dass Luki während einer anderen Session "Le Pilier" probieren wollte. Die Temperaturen konnten kaum als optimal bezeichnet werden, trotzdem stellte Luki seriös was es zu stellen gab. Die Haut protestierte irgendwann gegen die unfreundliche Behandlung und so pilgerten wir den langen Weg in den 101 hinunter. Die Arete gelang gleich auf Anhieb und wir freuten uns über die lange Nachtwanderung mit minimalem Felskontakt.

Freitag, 12. Dezember 2014

Teamwork

Nachdem wir einige andere Projekte probiert hatten, motivierte mich Luki für eine Session in Teamwork. Die Geschichten von scharfen Leisten konnten mich nur bedingt begeistern. Der grosse Felsblock liegt in einer feuchten und schattigen Mulde. Nachdem wir herausgefunden hatten, wo der Stehstart beginnt, konnte ich diesen mit eiskalten Fingern flashen. Die Moves vom Sitzstart gelangen auch auf Anhieb, nur für den zweiten Move fand ich keine brauchbare Beta. Luki entdeckte den Toehook für rechts, der den zweiten Move einfach macht. Schwieriger ist das Auflösen des Toehooks und der nächste Blockierzug, der in die Startposition der Stand-Variante führt. Insgesamt ist Teamwork aber ziemlich homogen.

Im ersten Durchstiegsversuch kletterte ich gleich in den Stehstart. Ich fiel unerwartet beim Zug an den grossen Griff, als mir die rechte Hand von einer feucht-kalten Leiste rutschte. Dasselbe passierte mir sogleich nochmal mit der linken Hand ein paar Züge davor. Nun war es schon langsam am Eindunkeln, doch im dritten Versuch erreichte ich den guten Griff rechts aussen. Ich hatte vergessen, die Stirnlampe anzumachen und hatte Mühe, die Fusstritte zu finden. Der Grip fühlte sich auch schlecht an, doch die Flucht nach vorne war erfolgreich. Hier ist noch ein kleines Video von Teamwork, die Qualität ist entsprechend den schlechten Lichtverhältnissen schlecht.

 

Sonntag, 7. Dezember 2014

Miss Schweiz


Der grosse, mächtige Überhang von "Miss Schweiz" zuunterst im Boogalaggasektor stand schon immer weit oben auf meiner Wunschliste. Schon früher hatte ich mich an dieser Traumlinie versucht, doch ohne Erfolg. Heute beginnen wir den Tag bei "Saludos Amigos". Hier habe ich eine alte Rechnung zu begleichen. Im Dezember 2011 hatte ich keine Chance beim Startmove. Ich staunte, als Manu den Zug nun im ersten Versuch hinkriegte. Bei mir klappte es diesmal jedoch auch auf Anhieb, es fühlt sich ganz anders an als vor drei Jahren. Beni holte sich eine Begehung des Stehstarts, der das Leistengekralle zu unterst auslässt und nur die homogen schwierigen, schönen Bewegungen des oberen Teils beinhaltet.

Als wir uns aufgewärmt hatten, stiess auch noch Dani mit seiner Familie zu uns. Bezüglich Matten gab es jetzt endgültig keine Ausreden für eine "Miss Schweiz"-Begehung mehr. Nach dem ersten Angewöhungsversuch rutschte mir der Fuss beim Kreuzzug vom Tritt. Im nächsten Anlauf stellte ich den Fuss vor der Hand auf den Tritt. So hebelte ich mich aber zu stark aus der Wand raus. Einige Minuten später war ich wieder an derselben Stelle und habe in einer komplizierten Aktion genügend Platz für den Fuss freigemacht. Keine Ahnung ob das nötig war, aber so hat der Fuss schliesslich gehalten. Sobald man die kleine Leiste sauber erwischt, wird es deutlich einfacher. Der Handklemmer im Riss hält super. Beni klettert den Überhang über die Alpinistenvariante "Miss Bergführer" rechts am breiten Riss entlang.


Am Abend gab es kleines Fest, darum blieb ich nicht im Tessin. Nach gefühlten drei Sekunden Schlaf stand ich wieder auf und fuhr zurück nach Chironico. Manchmal korrelieren Restalkohol, Schlaf und Kletterleistung nicht wie erwartet. Heute bestätigte ich mit einer schäbigen Leistung aber jeden Sportwissenschaftler. In "Le Pilier" brachte ich nichts, kaum einen einzelnen Zug hin und schmierte nur auf den Griffen rum.


Am nächsten Samstag war ich wieder in Chironico. Doch als ich auf dem Parkplatz Philipp und Sascha traf, regnete es entgegen dem Wetterbericht. Irgendwann liess der Regen nach und wir suchten nach trockenen Felsen. "Matusalem" und "Doctor Crimp" waren trocken und so wiederholte ich diese Linien. Im Boogalagga-Sektor entdeckte Sascha eine schöne Kante, die noch nicht geklettert schien. Lose Felsschuppen am Start schienen das zu bestätigen. Nach einer kurzen Putzaktion beging Sascha den "Schlingel" (Bilder oben), der sich als viel einfacher als erwartet herausstellte. Trotzdem ist es ein schöner kleiner Boulder. Danach haben wir ein schönes neues Projekt angefangen, das aber nur teilweise trocken war.

Am Sonntag war ich mit Philipp wieder da. Nach einigen guten Versuchen in einem Klassiker trafen wir Dani und Luki bei "Le Pilier". Alles fühlte sich viel besser an als beim letzten Mal. Im ersten Versuch kam ich problemlos bis zum letzten Zug und sprang an den guten Griff. Leider erwischte ich ihn überhaupt nicht. Als sich der Puls wieder beruhigt hatte, probierte ich ein zweites Mal. Die Haut war schon recht dünn und ich begann zu schmieren. Jedoch rutschte ich nicht ab und konnte mich diesmal an den guten Griff retten.


Donnerstag, 20. März 2014

Schattental


Der Winter im Tessin war sehr regnerisch. Mit dem März kam das bessere Wetter und schnell stiegen auch die Temperaturen. Ich war sehr motiviert wiedermal im Schattental zu klettern. Die fantastische Linie von "Nobody ist der Grösste" stand schon seit längerem weit oben auf meiner Liste. Der Stehstart ist für sich schon ein absolut lohnendes Problem. Eine guter Sloper wird beidhändig angesprungen, danach kämpft man sich an den abschüssigen Griffen bis zu einem Topout, bei dem man problemlos noch fallen kann. Der Sitzstart fügt einige schwierige Züge hinzu. Die Crux ist ein langer Blockierer (Bild unten) von einer sehr schlechten Leiste zum guten Sloperband des Stehstarts. In der ersten Session erwischte ich das Sloperband nicht richtig und fiel. Ich dachte, dass ich den Boulder ausgeruht und mit guter Haut schnell abhaken könnte.

Ein anderer Traumboulder im Schattental ist "Midnight Lightning over Ticino", von niemand geringerem als Dave Graham erstbegangen. Das erste Mal hatten wir nicht so viele Pads dabei und ich kannte den Ausstieg nicht. Zwei Tage später war ich zuammen mit Sebastian mit mehr Matten wieder da. Er beruhigte mich auch ein wenig, dass der Ausstieg sehr einfach sei. Von unten sind dort beinahe keine Griffe zu erkennen, es hätte jedoch versteckte Leisten und Löcher. Die Startzüge, die schwierigsten des ganzen Boulders, gelangen mir heute gerade auf Anhieb und zusammen mit mehr Matten und Sebastians aufmunternden Worten konnte ich "Midnight Lightning over Ticino" gleich klettern. Der Ausstieg ist wirklich nicht mehr schwierig, der Boulder gehört für mich zu den besten hier.

"Nobody ist der Grösste" gab ich schnell wieder auf. Die Temperaturen waren für meine Fingerkraft und Haut schon viel zu hoch und ich rutschte aus den Griffen. Wir beschlossen uns Luki und Dani anzuschliessen, die gerade im Flussbett unterwegs waren. Kurz probierten wir erfolglos den Graham One-Mover "Neverland" bevor wir uns zu "Placebo" (Bild unten), auch ein Graham-Problem, aufmachten. Ich kletterte einfach mal drauflos und fiel, da ich im Schlüsselzug nicht den richtigen Griff angesteuert hatte. Sebastian erklärte mir seine Beta und im zweiten Versuch konnte ich den Boulder sauber durchziehen. Am Abend bekam ich Asyl von Dani. Er lieh mir alles aus, was ich zum Übernachten brauchte, da ich nicht geplant hatte, zwei Tage zu bleiben.

Am nächsten Morgen war es beinahe noch wärmer als am Vortag. Im Flussbett kletterten wir einige friedliche Boulder. Dave und Manu konnten beide schnell "River Plate", eine lange Slopertraverse, klettern. Michi holte sich eine seriös erkämpfte Begehung von "Goliath" (siehe Video), in der Thomas ganz knapp beim Schlüsselzug rausfiel. Gegen Nachmittag wollten Luki, Manu und ich "Fairplay" probieren. Dieser kleine Boulder hat für die hohen Temperaturen ziemlich scharfe Leisten. Glücklicherweise konnte ich die Linie gleich flashen und musste mich somit nicht zu lange quälen. Luki hatte schon vom "Placebo" ein Loch im Finger. Manu konnte "Fairplay" und ganz zum Schluss noch "Powerstrips" klettern.

Montag, 30. Dezember 2013

Ticino II


Im Dezember hat es uns wieder einige Male ins Tessin verschlagen. In Chironico haben wir ein paar ältere, (für uns) fast schon vergessene Projekte angegangen. Bei meinem ersten Besuch in Chironico am 2. Oktober 2010 zusammen mit Andri war  « New Age »  der erste Block, den wir gesehen haben. Jedoch haben wir das Problem damals nicht versucht. Als wir anfangen zu probieren, erscheint Sebastian und gibt uns einige gute Tipps, mit deren Hilfe ich den Boulder schnell klettern kann. Der Boulder hält einige der besten Züge an durchwegs angenehmen Griffen bereit. Der erste Teil führt an leicht abschüssigen Leisten aus dem Überhang hinaus. Im zweiten Teil gilt es den Mantle zu bezwingen. New Age ist ein absolut lohnendes Problem. Obed, der am Tag zuvor im Minimum am Wettkampf mitgemacht hat, und Sebastian klettern die schöne Linie Diagon Halley (Bild unten) und die kräftige Pink-Lady links davon.

Nachdem uns Sebastian vom  « Willenberg Dach »  erzählt hat, dass er mit einer für ihn sehr einfachen Lösung klettern konnte, sind wir motiviert, diesen Boulder auch mal wieder anzugehen. Jedoch finden wir keine gute Lösung für den zweiten Teil. Nach einigen hoffnungslosen Versuchen taucht Dodo auf, der sich als unser Retter entpuppt. Er hat das perfekte Beta auf Lager und somit steigt auch unsere Motivation wieder. Die Schwierigkeit liegt mehr in der Anzahl der Moves, in denen man sich keine grossen Fehler erlauben darf. Während den ersten Versuchen gelingt es mir nicht, alles richtig zu machen. Plötzlich klappt jedoch alles perfekt und ich klettere fehlerfrei und relativ locker bis zur Dachkante. Die Finger sind jedoch aufgrund der langen Kletterzeit ausgekühlt und zusammen mit der aufkommenden Müdigkeit muss ich mich für den letzten, eigentlich einfachen Zug an den Henkel nochmals zusammenreissen. Mättl klettert den Boulder gleich anschliessend, jedoch im Gegensatz zu mir bis zum Schluss kontrolliert und scheinbar anstrengungslos.

Nach dem letzten gescheiterten Versuch in Brione zu klettern, wagten wir einen zweiten Anlauf. Der Fels ist wirklich nochmals besser als in den anderen Gebieten. Er ist hautschonender und hat trotzdem eine gute Reibung. Wir waren derart begeistert von der Gesteinsqualität und den Linien, dass ich besser gar nicht zu schwärmen anfange. Hier im Verzascatal fanden wir eine Menge neue Projekte. Ein Dankeschön geht an Prisca, die uns den Standort einiger Boulder erklärt hat, die wir ohne sie nie so schnell gefunden hätten. Wir werden so schnell wie möglich wieder kommen...

Marc im Bach Bloc, einem der vielen perfekten Boulder in Brione.

Aufgrund der Schneefälle Mitte Monat genossen wir auch wieder Mal einen Bouldertag in Cresciano. Hier war es jedoch so sonnig und friedlich warm, dass wir nicht allzu viel geklettert sind. Der einzige sportliche Erfolg des Tages war eine Begehung des Cresciano-Megaklassikers  « Slopy Traverse » . Wir haben zwar nicht rausgefunden, ob es die Schönheit der Moves oder die einzigartige Linie waren, die diesen Boulder zum Klassiker gemacht haben. Jedoch ist er nun schon ein Klassiker und die muss jeder irgendwann einmal klettern. Wir haben es jetzt hinter uns...

Sonntag, 24. November 2013

Ticino

Die Session im Meiental war für uns der letzte Bouldertag nördlich des Gotthards in diesem Jahr. Zusammen mit Roby bin ich wenige Tage später wieder im Tessin unterwegs. Leider sind die meisten Blöcke nass und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Viele unserer Projekte können wir gleich wieder vergessen. Wir entscheiden uns irgendwann für einen Abstecher in den 101-Sektor und hoffen dort trockenen Fels zu finden. 
Konkret wollen wir « Worthless Everything » probieren. Diesen kleinen, kurzen Boulder haben wir beide schon früher versucht, jedoch noch nicht klettern können. Worthless Everything startet mit einem weitem Zug mit der linken Hand aus einem Hook an eine abschüssige Leiste. Für die rechte Hand gibt es einen Pinch rechts daneben. Der letzte Zug an die Kante ist schlussendlich der Schlüsselzug. Dieser Dyno fühlte sich während den ersten Versuchen speziell an, mit der Zeit ging es aber ziemlich gut. Mit dem linken Fuss konnte ich auf dem Tritt stehen bleiben. Obwohl das Intro zu diesem Dyno nicht lange ist, fühlt sich der Sprung vom Start her deutlich schwieriger an. Bei dynamischen Moves sinkt die Präzision immer schon bei geringster Ermüdung... In Worthless Everything ist jedoch nicht enorm viel Genauigkeit erforderlich, denn die Kante oben ist überall gut. Nach einigen Aufwärmversuchen gelingt der Sprung schliesslich (Bild unten), jedoch ohne dass der linke Fuss stehen bleibt. Worthless Everything ist anders als die meisten Linien im 101: ziemlich kurz, mit nur wenigen Moves. Diese wenigen Moves sind jedoch perfekt, darum lohnt sich der für Chironico-Verhältnisse lange Zustieg allemal.
Ein anderer sehr schöner Boulder ist « Quasimodo »  (Bild oben). Heute wird der Boulder meistens mit einem Hook links geklettert, aus dem sich direkt die Kante erreichen lässt. Die definierte, originale Version matcht jedoch am Sloper. Auf diese Art geklettert gehört Quasimodo zu den seltenen Bouldern, die mehr Kraft im Oberarm als in den Fingern brauchen.

Unser nächstes grosses Ziel ist Brione. Das dritte grosse Gebiet im Tessin neben Chironico und Cresciano liegt im Valle Verzasca. Da die Anreise deutlich länger ist haben wir uns immer für einen der beiden anderen Orte entschieden. Jetzt wollen wir uns endlich mal Zeit nehmen, auch Brione zu erkunden. Auf unserem Weg dorthin sinkt jedoch die Hoffnung mit jedem Meter, den wir ins Valle Verzasca hinauffahren. Alles ist triefend nass und tief verschneit. Sogar der Fake Pamplemousse Block ist teilweise nass und die Tophenkel sind randvoll gefüllt mit eiskaltem Schmelzwasser. Der Fels sieht zwar fantastisch aus, aber da wirklich alles nass ist, treten wir schnell den Rückzug an, ohne die Finken ausgepackt zu haben.
In der Dunkelheit erreichen wir Chironico und wärmen uns in Arabald und Super Otti auf. Marc freundet sich gleich mit dem athletischen Stil in der Höhle an. Die zweite Station unserer Nightsession liegt nur wenige hundert Meter entfernt. « Senza Denti »  ist der Klassiker an diesem Block. Ohne grosse Erwartungen kann ich den Boulder gleich flashen. Wir klettern alles, was trocken ist, und hoffen auf bessere Bedingungen am nächsten Tag.
Am nächsten Morgen ist zwar noch längst nicht alles, aber schon deutlich mehr, trocken. Wir wärmen uns am Fengshui Masters Block auf. Die Fengshui-Traverse, die links von Fengshui Masters aussteigt, entpuppt sich als gar nicht so einfach. Die Linie rechts von Fengshui Masters,  « Ragazzo Profumato » , bietet einige kräftige Züge an Seitgriffen. Danach ziehen wir weiter zum Made in Norway Block.

Die schmalen Leisten (Bild unten) von  « Made in Ticino » fühlen sich brutal scharf an, genau wie bei den letzten hoffnungslosen Versuchen vor zwei Jahren, nachdem ich Made in Norway geklettert hatte. Dieses Mal ist der Wille jedoch da, den Boulder ernsthaft zu versuchen. Nach den ersten Versuchen gewöhnen sich die Finger an die gnadenlos aufgestellte Position. Plötzlich gelingt der erste Zug, doch ich falle zuoberst, am Zug an den rettenden, guten Griff. Ich optimiere die Lösung für den oberen Teil und probiere nochmals den ersten, für mich schwierigsten Zug. Die Lust, noch länger an diesen messerscharfen Leisten zu hängen, ist klein. Auch die Haut hat schon arg gelitten und darum bin ich froh, diesen Boulder schnell abzuschliessen. Sebastian motiviert uns gegen Abend für den Lowball  « Kiss Me » . Der Kopf ist mittlerweile schon auf Pizza eingestellt und so müssen wir uns nochmals kurz anstrengen. Wenig später geniessen wir zufrieden die Pizza, ohne zu wissen, dass man hier nicht mit der Kreditkarte zahlen kann. Deswegen begeben wir uns nach dem Essen auf eine fröhliche Bankautomatsuche in den einsamen Dörfern der Leventina. Die Mission ist erst im zweiten Anlauf erfolgreich. Später können wir ein friedliches Konzert von Bärti geniessen, wo sich die Nerven wieder beruhigen.

Freitag, 25. Oktober 2013

Elektron

Nachdem wir schon im September die Chironico-Saison eröffnet haben, verhindert schlechtes Wetter jede weitere geplante Session. Heute entscheiden wir uns, trotzdem hinunterzufahren. Der grösste Teil des Gebiets ist leider noch nass. Schlussendlich gehen wir zum freistehenden Elektron-Block, der auch tatsächlich trocken ist. Tobi, der heute schon den Doctor Pinch gezogen hat, flasht Elektron gleich seriös ohne irgendwelche Infos zur Beta. Nach ein paar Versuchen können wir alle den Boulder klettern (Bild oben: Philipp im Elektron). Da leider zu viele Blöcke nass sind, können wir die verbleibende Kraft erst auf der Rückfahrt rauslassen... (Bild unten).

Donnerstag, 12. September 2013

Ticino Saisonstart

Das schlechte Wetter im Norden lässt uns dieses Jahr schon früh das erste Mal ins Tessin fahren. Der bewölkte Himmel und ein trockener Wind sorgen für überraschend gute Verhältnisse. Als erstes Ziel heute wählen wir eine überhängende Linie namens  « Schlonziges Wiener Schmankerl »  (Bild oben: Marc nach dem ersten Zug). Der grossgriffige Boulder ist wirklich ein kleines Schmankerl. Wir begnügen uns mit dem Stehstart, wo man den Vorteil hat, die Füsse noch auf dem Boden zu haben, während man die Finger in den Riss würgt. Somit benötigt man einen Hauch weniger masochistische Veranlagung. Der erste Zug (Bilder unten: Marc in der Stehstartpositoin und beim Abgang) ist gleich die Crux und ist der geschafft, stehen die Chancen auf den Durchstieg nicht schlecht. Innert kurzer Zeit gelingt der erste Zug heute erstaunlich gut, nachdem wir im Frühling schon mal ganz kurz chancenlos bei einer Gruppe Deutschen "mitprobiert" haben. Die Begehung ist nach einigen weiteren seriösen Zügen bei hoher Konzentration sauber in der Tasche.


Marc hat als Chironico-Novize noch keine Bekanntschaft mit dem lokalen Zahnarzt gemacht hat, das müssen wir schleunigst ändern. Beim « Doctor Med Dent »  sind wir heute die einzigen Kunden. Die anfänglichen Anfreundungsschwierigkeiten sind nach den ersten Versuchen rasch wieder vergessen und Marc steigt den Boulder mit einem Stil, den man als "unverseucht von Technik, dafür mit Kämpferherz" beschreiben könnte, durch. Seriös!

Da Marc am Abend noch einen Termin hat und wir mit Stau am Gotthard rechnen, ist der erste Tessineinsatz relativ kurz. Den Stau treffen wir tatsächlich auch an und wir beschliessen, über den Pass heimzufahren. Das Wetter ist wunderschön und auf den Bergen liegt schon der erste Schnee. Auf der Passhöhe merken wir, dass die Temperatur auf 3°C gesunken ist und der Nebel einige hundert Meter unter der Passhöhe auf der Urner Seite hängt. Bei derart guten Boulderbedingungen müssen wir einen Versuch im  « Trieste-Gottardo »  wagen, den wir die letzten Male nach allen möglichen Betaproblemen nicht ganz hingekriegt haben. Der Grip ist wirklich fantastisch und da wir nun die richtige Lösung im Kopf haben, wäre alles andere als der Durchstieg eine Enttäuschung. Der gedachte Warmup-Versuch an den Griffen des Stehstarts endet gleich problemlos oben auf dem Block und eigentlich fügt der Sitzstart keine Schwierigkeiten dazu. Die Haut ist hart und die typischen Gottardo-Nöppchen fühlen sich gut an. Der kalte Wind sorgt für die nötige Wachheit, bläst aber den Nebel aus dem Urner Land hoch. Dank diesem hohen Konzentrationslevel gelingt der Boulder ohne Probleme. Wie gesagt, mit dem richtigen Beta sind die Einzelzüge der besten Linie am Gottard nicht sehr schwierig. Endlich ist die Begehung dieser fantastischen Linie, von der ich schon seit dem ersten seriösen Besuch am Pass geträumt habe, Realität geworden.

Bild unten: Top-Conditions während dem Durchstieg vom Trieste.

Sonntag, 2. Juni 2013

Ab in den Süden - Ticino Saisonverlängerung

Schnee und Regen verhindern zur Zeit jegliche Frühlings- oder gar Sommergefühle. Noch schlimmer, sogar die meisten Felsen in der näheren Umgebung stehen unter Wasser. Die Flucht in den Süden bleibt darum, wie schon letzte Woche, unsere einzige Option.
Das Wetter diesen Frühling spielt verrückt. Nach einem Hagelsturm  anfangs Mai begann es gegen Ende des Monats ununterbrochen zu regnen. Flüsse und Seen überliefen, Erdrutsche unterbrachen Geleise und Strassen. Auch das Tessin war von den Unwettern betroffen, jedoch endete der Niederschlag dort einige Tage früher. So blieb uns die Möglichkeit, nach Chironico zu flüchten. Da wir zu jenen "Conditions-Verwöhnten" gehören, die nur bei 5°C und leichtem Wind harte Projekte angehen, wollten wir nun viele einfachere Boulder klettern.

Einfachere Boulder sind nicht zwingend einfach. Einige dieser Linien im oberen sechsten und unteren siebten Fontainebleau-Grad konnten wir zügig abhaken, andere haben uns doch einen guten Teil Kraft, Haut und Willen abverlangt. Einer jener Boulder, die uns sicher im Gedächtnis bleiben werden, ist Trip to London. Diese wunderschöne, hohe Platte befindet sich ganz in der Nähe des grossen Parkplatzes. Auf den ersten Blick sieht der Block beeindruckend mächtig aus. Auf den zweiten Blick bemerkt man den Baum und hofft, dass man nicht dort hineinfallen wird. Erst auf den dritten Blick fallen die zahlreichen Unebenheiten auf, die den Aufstieg ermöglichen. Jedoch benötigen wir doch einige Zeit, nämlich drei Abflüge, je einen vom Einstieg, aus der Mitte und von zuoberst, bis wir die trickreichen Sequenzen entschlüsselt haben.


Im Boogalagga-Sektor versteckt sich noch eine ganze Menge an schönen Problemen. Der Weather Channel (Foto links) gehört zum Aufwärmprogramm für die kleingriffige Traverse Royal. Dort feiert Marc seine ersten erfolgreichen Hookversuche. Die Verlängerung Royal with Cheese sorgt bei Boulderunterarmen schon für einen anständigen Pump, obwohl sie nur wenige Züge hinzufügt. Ein unscheinbarer Block ist Doctor Small. An dieser kleinen, überhängenden Kante sind wir bis anhin immer vorbeigelaufen. Die Griffe und Züge sind genial. Philipp flasht den Boulder mit beeindruckender Kontrolliertheit. Rechts daneben am gleichen Block gibt es ein kurzes, fingerkräftiges Problem (Bild). Marc freut sich dort über seinen Erfolg und springt, wie von der Halle her gewohnt, wieder auf die Matte ab. So etwas können wir nicht akzeptieren, sowieso nicht beim nächsten Boulder. In Happy People folgt auf einen einfachen, aber pumpigen Start ein Ausstieg, der zwar nicht richtig schwierig ist, aber noch mal ein wenig Überzeugung verlangt. Beni und Michi können Marc wenigstens hier für den Ausstieg motivieren, den er schliesslich seriös meistert (siehe Bild unten). Weitere Stationen heute sind M. Mule (Bild) und Giandollaro (Bild).


In Tira e Molla, einem komischen Einzug-Plattendyno, kämpfen wir schon ziemlich gegen die Hitze. Philipp und Marc klettern beide noch zügig Super Size Me, Philipp dabei seriös im Flash-Mode. Gegen Nachmittag wird die Hitze immer grösser, im schönen Sloper-Problem The Modern Ruin rutschen wir mit schwitzigen Fingern von eigentlich guten Griffen. Irgendwann ist die Motivation am Ende und wir hoffen auf besseres Wetter in kühleren Gebieten.



Samstag, 25. Mai 2013

Chironico

Der regnerische Frühling lässt Philipp, Thomas, Marc und Michi ins Tessin flüchten. Dort herrschen aussersaisonale Top-Conditions. Thomas und Marc haben bisher noch nie den Weg zu den Tessiner Felsblöcken gefunden, freunden sich aber sehr schnell mit dem Spot an. Marc findet es sogar "voll friedlich hier". Zufälligerweise treffen wir Josh und Silvan. Marc und Thomas müssen als Neulinge zuerst einmal alle Klassiker des Paese-Sektors abspulen - The Aviator, Les Cadeaux, Los Cursos und Bella Gnocca stehen auf der Liste. Erstmals kommen auch die Stärken und Schwächen unserer Hallenfreunde ans Tageslicht. Der Hook ist für die einen eher etwas wie ein mystischer, unbegreiflicher Zaubertrick, für die anderen gehört er durchaus zum gängigen Repetoire. Aber wie schon Sharma vorlebte: "Kraft kann Technik kompensieren". Wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Oder das Hojer'sche Dogma: "Wenn die Füsse stets rutschen, setzt man sie besser gar nicht mehr". Auf jeden Fall hatten wir Freude an der Stilanalyse. Weiter geht es zur Borderline, wo die Zustiegsplatte zum Sprung auch nicht unterschätzt werden darf. Silvan und Josh verlassen uns leider schon bald wieder, da ihre gestrige Teilnahme am Blocbuster ihren Tribut fordert. Ihre Fingerkuppen waren schon am Morgen pink.


Die nächste Episode des Tages trägt den Namen "Der verlorene Walliser". Thomas ist zuletzt noch mit Josh und Silvan unterwegs, doch findet er im grossen Wald seine Freunde nicht mehr. Die moderne Technik sei dank - per I-Phone lassen sich die Standorte austauschen. Philipp, Marc und Michi haben in der Zwischenzeit der genialen Linie von The Sickle (Bild zuoberst) einen Besuch abgestattet. Leider sind wir nicht lange glücklich vereint, den die Fussballfreunde treibt es nach Hause vor den Fernseher - das Champions League Finale wartet. Für Philipp und Michi ein unverständliches Verhalten, sie gehen weiter und klettern mit weniger oder mehr Mühe Doktor Multifit. Philipp klettert den Boulder schnell, nachdem er im ersten Versuch am ersten Zug scheitert. Michi klagt über seine Haut, die auch schon eine bessere Konsistenz hatte als jetzt, mitten in der Prüfungsphase. Philipp stellt weitere, wilde Mutmassungen an, woher der Qualitätsverlust rühren könnte. Nach gefühlten zwanzig weiteren Versuchen fügt Michi die drei Züge aber doch noch erfolgreich aneinander. Zufrieden fahren wir nach einem lustigen Tag nach Hause. Im Zug finden wir nach einigen Kraftübungen endlich heraus, wieso Philipp jeweils viel mehr Tritte erreicht als Michi. Der Längsspagat unaufgewärmt ist für ihn kein Problem, zum Seitspagat fehlt nur wenig. Ein richtig übler Kerl...

Samstag, 23. März 2013

Schattental

Wenn die Temperaturen wieder steigen, endet die Chironico-Saison langsam aber sicher. Der letzte Sektor, wo es sich noch angenehm klettern lässt, ist das Schattental. Im Flussbett finden sich einige glattpolierte Felsen, die wirklich guten Blöcke stehen aber weiter oben im Wald. Der erste Besuch im Schattental führt uns nach dem Warmup in Vasco de Gama und Microcosmos zur Pet Terapie (Bild oben: Chrigu am Sloper von Pet Terapie). Der Stehstart ist ein wunderschöner Boulder für sich, der Sitzstart fügt einige kräftige Züge hinzu. Wir brauchen einige Versuche, bis die richtige Beta gefunden ist. Chrigu entdeckt die perfekte Lösung für den ersten Move, die eine erfolgreiche Begehung ermöglicht.


Ein weiterer Klassiker neben der Pet Terapie sit down heisst Bridge over Troubled Water (Bild links). Dieser geniale Lowball fügt einige anspruchsvolle Züge zum mehr oder weniger einfachen Stehstart hinzu. Der Sitzstart ist technisch ziemlich anspruchsvoll und die schlechten Griffe lassen keinen Spielraum für zahlreiche Lösungen. Beim ersten Besuch an diesem Boulder bleibt das A**** am Boden sitzen. Mit Sebastians Beta fühlt sich der Zug jedoch plötzlich ziemlich gut an. Das Auflösen klappt genauso, aber dafür wird der weite Zug von der abschüssigen Leiste zum Henkel zur Crux. Der Erfolg kommt darum erst beim nächsten Besuch mit frischer Fingerhaut.

Bei den relativ neuen Bouldern Sollbruchstelle von Guntram Jörg (Video) und Schnittstelle von Heiko Queitsch ist leider ein grosser Griff ausgebrochen. Schnittstelle ist deutlich einfacher, weil in der Cruxpassage zuoberst nun ein ziemlich grosser Tritt die Züge entschärft. In der Sollbruchstelle ist der Unterschied noch extremer. Die kleine Leiste muss nur kurz gehalten werden, vom neu entstandenen Henkel können die Füsse direkt zur Kante geschwungen werden. Es ist immer noch ein lustiger Boulder, für uns aber leider auch ein Projekt weniger. Projekte haben wir hier jedoch trotzdem mehr als genug. Ein Boulder, den wir nächstes Jahr sicher wieder ansteuern, ist Nobody ist der Grösste. Der Kletterstil an diesem Block ist nicht zu vergleichen mit den anderen Problemen in Chironico. Der vom Bach geformte Fels liess nur genau die nötigen Strukturen zurück. Das zweite Mega-Testpiece, das wir auch kurz angeschaut haben, heisst Conquistador. Diese Compression-Line scheint etwas vom Besten zu sein, das Chironico zu bieten hat.

Auch einfachere lohnende Boulder gibt es im Schattental. Die kräftige und fingerlastige Linie von Os Veritatis gehört sicher dazu. Botero am gleichen Block oder God Save The Queen sind kleine Boulder, die schön zu klettern sind.

Den offiziellen Saison-Abschluss feiern aber schlussendlich Andrea, Beni und Michi an einem richtig warmen Frühlingstag im New Age und Centrale-Sektor. Hier haben sich einige Boulder vor unseren bisherigen Erkundungstouren versteckt. Shopping Estremo liegt am Morgen, als wir ankommen, voll in der Sonne. Die Griffe scheinen schon länger nicht mehr geputzt worden zu sein, darum müssen wir uns ziemlich anstrengen. Die nächste wirklich tolle Linie ist Diagon Halley. Michi kann diese kräftigen Züge an guten Leisten gleich im ersten Versuch zusammenhängen und Beni kann sein "altes Projekt" auch abhaken. Am gleichen Block klettern wir Pink Lady, bevor wir uns an den Mantle La Rivincita dei Ticinesi (Bild unten) wagen. Gegen Abend werden die Temperaturen langsam erträglicher und wir bouldern möglichst viel: die Platte Dessert, den One-Mover Il Moccolo oder die lustige kleine Traverse Rutti e Scoregge. Im Dunkeln wird zum Auspowern Doctor Med Dent wiederholt, bis die Arme versagen. Zufrieden fahren wir wahrscheinlich das letzte Mal diese Saison nach Hause und freuen uns schon jetzt auf die Zeit, wenn wir wieder ins Tessin fahren. Es gibt noch viel zu tun. We'll be back!